Türkische Polizei hat noch keine heiße Spur

PKK distanziert sich erneut von Bombenanschlag im Ägäis-Badeort Kusadasi. Ansturm von Touristen ungebrochen

ISTANBUL taz ■ Zwei Tage nach dem schweren Bombenanschlag im Ägäis-Badeort Kusadasi erreichte die Zahl ankommender Touristen in der türkischen Mittelmeermetropole Antalya einen neuen Rekord. Mehr als 50.000 Besucher wurden gestern auf dem Flughafen von Antalya gezählt – für die türkischen Medien ein Beweis, dass der Terror in Kusadasi sein Ziel nicht erreicht hat. Vor allem deutsche Touristen scheinen von dem Anschlag unbeeindruckt. Reiseveranstalter berichten, dass die Nachfrage nach Umbuchungen gering ist.

Doch auch in Kusadasi selbst hat sich das Leben am Tag nach dem Attentat, bei dem 5 Menschen starben und 13 verletzt wurden, zumindest an der Oberfläche wieder normalisiert. Die Strände sind voll und die Diskos am Abend gut besucht.

Die Polizei fahndet nach einem Mann zwischen 25 und 35 Jahren, den der Fahrer des Minibusses als möglichen Bombenleger beschrieben hat. Der Verdächtige sei mehrmals ein- und ausgestiegen und hätte immerzu mit seinem Handy gespielt. Kurz vor Abfahrt des Busses sei er endgültig ausgestiegen. Da die Polizei davon ausgeht, dass die Bombe ferngezündet wurde, werden alle Handys untersucht, die nach dem Anschlag im Bus gefunden wurden.

Um weiteren Anschlägen vorzubeugen, sind rund um die wichtigsten Urlaubsorte an der Ägäis Straßensperren errichtet und die Kontrollen an der Küste verstärkt worden. Außer den Hinweisen, die der Fahrer des Busses geben konnte, und der Zusammensetzung des Sprengstoffes, der als C-4-Plastiksprengstoff identifiziert wurde, gibt es aber noch keine konkrete Spur.

Während Polizei und Öffentlichkeit davon ausgehen, dass die Bombenleger im Umfeld der PKK zu suchen sind, hat sich diese erneut von dem Attentat distanziert. Murat Karayilan, Chef des militärischen Flügels der PKK, bestritt laut der Mesopotamia-Nachrichtenagentur jede Verantwortung. Stattdessen kündigte er an, die PKK sei bereit, den letzte Woche verschleppten Soldaten freizulassen, wenn die Armee ihre Offensive gegen die PKK einstellen würde.

Am Sonntag wurden nach offiziellen Angaben bei einem Gefecht nahe der irakischen Grenze zehn PKK-Guerillas getötet. Iraks Innenminister Bayan Jabr kündigte gestern in Istanbul an, Bagdad werde die Zusammenarbeit mit der Türkei gegen die PKK intensivieren. Grenzüberschreitende Aktionen der türkischen Armee in den Nordirak hinein seien nur möglich, wenn Iraks Parlament zustimmen würde. JÜRGEN GOTTSCHLICH