„Das ist nur furchtbar und bitter“

SPD Landeschef Michael Müller fordert inhaltliche, personelle und strategische Debatte über Debakel

taz: Herr Müller, die SPD ist bei dieser Wahl ja geradezu abgestürzt.

Michael Müller: Das ist nur furchtbar und bitter. Schlimmer hätte es für uns kaum kommen können.

Wie kann die Partei aus diesem Tief wieder herauskommen?

Wir haben nun vier Jahre Zeit für die inhaltliche, personelle und strategische Debatte. Wir müssen uns etwa entscheiden, an wen wir uns überhaupt wenden wollen in der Gesellschaft: Wollen wir eine Partei der Mitte bleiben oder stärker auch linke Wählerschichten adressieren? Es muss auch eine Debatte geben, wie wir neue Machtoptionen gewinnen können.

Und, was meinen Sie?

Ich sagte doch gerade, wir müssen das debattieren. Dann kann ich doch jetzt das Ergebnis nicht vorwegnehmen.

In Berlin koaliert die SPD mit der Linken. Kann der Bund davon lernen?

Wir zeigen hier seit acht Jahren, dass man in einer Koalition mit der Linken eine gute Politik machen kann. Wir haben etwa den Haushalt stabilisiert. Es ist wichtig, auch auf Bundesebene zu schauen, mit wem man Fortschritt für das Land erreichen kann.

In Berlin hat die SPD laut der Hochrechnung 14 Prozentpunkte verloren und erhält nur noch gut 20 Prozent.

Das war eine Bundestagswahl, da kann man sich natürlich vom Bundestrend nicht komplett abkoppeln. Aber natürlich werden wir sicher auch hier selbstkritische Diskussionen führen müssen, welche Rolle wir dabei gespielt haben.

Auf welche Themen sollte die SPD setzen?

Auf soziale Gerechtigkeit, ganz klar. Das ist unsere Kernkompetenz, die darf die SPD auch niemals aufgeben. Aber die SPD kann auch die Wirtschaft stärken und dadurch Arbeitsplätze schaffen, auch da müssen wir das Profil weiter schärfen. INTERVIEW: SEBASTIAN HEISER

■ Michael Müller (44) ist Landesvorsitzender der SPD und Vorsitzender der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus