sieben sachen
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Mal sanft, mal wütend: die Sängerin Safi Foto: Nanni Johansson

Poesie, Lärm und Sex Revolt

Flüstern, Schreien, Rappen: So ließe sich die kommende Ausgabe der feministischen Popreihe „Ich brauche eine Genie“ überschreiben. Während die Musik von Safi mit ihrer Flüster-Sing-und-Wut-Stimme zwischen Punk, Poesie und Lärm oszilliert, widmen sich die Gedichte von Mira Mann ihrer Angst und ihrem Körper. Natascha P. mimt dagegen die Bad-Ass-Rapperin: „Jeden Morgen stehe ich auf und denke: Wie kann ich die Gesellschaft heute in den Arsch ficken?“ Und Gastgeberin Kerstin Grether liest dazu aus „Sex Revolts“, dem Standardwerk über Frauenhass im Rock.

17. 12., 20 Uhr, Stream: www.ichbraucheeinegenie.de

Musiker im CHB treffen on air auf ihre Kollegen aus Budapest Foto: Barbara Antal

Musizieren mit Verzögerung

Positiv gedacht, hat die Pandemie Musiker*innen zumindest eines gebracht: die Möglichkeiten ortsüberschreitenden Zusammenspiels auszuschöpfen – wie beim Format „Input Impact“, das Brücken zwischen den Improvisationsmusik-Szenen von Berlin und Budapest baut. Die Musiker aus Berlin werden im Collegium Hungaricum Berlin (CHB) spielen, während ihre ungarischen Kollegen aus dem Apro-Studio in Budapest gestreamt werden. Das Schwierige dabei: Wegen der minimalen Latenzzeit bei der Übertragung müssen die Musiker leicht verzögert spielen.

15. 11., ab 13 Uhr; live: Cashmere Radio (Berlin 88,4 MHz)

Bringt die Kategorie Gender in die Debatte ein: Ute Kalender Foto: privat

Arbeit und Algorithmen

In den nuller Jahren hofften viele auf eine Befreiung von Arbeitszwängen durch die Digitalisierung. Holm Friebe und Sascha Lobo feierten in ihrem Buch „Wir nennen es Arbeit“ das Leben der digitalen Boheme jenseits der Festanstellung. Mit dem Siegeszug der globalen Plattform-Multis ist stattdessen Ernüchterung eingekehrt. Darüber debattiert die Genderwissenschaftlerin Ute Kalender, die über die Digitalisierung aus intersektionaler Perspektive forscht, in einer Veranstaltung des lcb mit dem Soziologen Philipp Staab, dessen Schwerpunkt die Zukunft der Arbeit ist.

16. 12., 19.30 Uhr, Stream: lcb.de/programm/gegenueber-2-dont-be-evil, 3 € (Eintritt frei für Studierende)

Helena Hauff legt beim „Multi-Stream-Rave“ am Samstag auf Foto: Promo

Im Griff der Tentakel

Zum zehnjährigen Jubiläum breitet das Krake Festival seine Tentakel über der Stadt aus. Oder besser gesagt: im digitalen Orbit. Das nichtkommerzielle Festival widmet sich seit Freitag drei Tage lang herausfordernder elektronischer Musik – in der diesjährigen Covid-19-Edition u. a. mit Krake TV. Alle Einnahmen werden gespendet.

11.–13. 12., Stream: www.krake-festival.de, 1–50 €

Klangliche Wortfolgen durch blau leuchtende Buchstaben Foto: Promo

Laute aus Lettern

„AUS – MAUS – MUS – RAUS – RAU – REH – RUM.“ Wer die Turmstraße in Moabit entlangläuft, wird an der Nummer 75, dem Gebrüder-Grimm-Haus, wundersame Wortfolgen in Blau bemerken: Penelope Wehrlis künstlerische Intervention „15 Buchstaben – 101 Wörter“, die Bezüge zum Wörterbuch der Brüder Grimm herstellen.

„15 Buchstaben – 101 Wörter“, Turmstraße 75

In Susanne Saygins Debütroman „Feinde“ (2018) ermittelt ein türkischstämmiger Polizist zu einem Doppelmord im Roma-Milieu Foto: Anja Schäfer

Spiegel menschlicher Abgründe

Warum in Deutschland so viele Krimis gelesen werden wie nirgendwo sonst, ist eine ungeklärte Frage. Fest steht: Jeder gute Krimi hat auch eine politische Dimension, handelt von Macht, Gier und Korruption, von Gewinnern und Verliererern. Darüber sprechen bei KOOKread die Krimiautor*innen Simone Buchholz, Susanne Saygin und Johannes Groschupf, moderieren wird Krimispezialistin Thekla Dannenberg. Dazu gibt’s Musik von Jakob Dobers.

15. 12., 20 Uhr, Stream: www.acudmachtneu.de

Der Lyriker Ramy Al-Asheq kam 2014 nach Deutschland Foto: Rashad Alhindi

(W)Ortwechseln

2017 wurde für Autor*innen aus Kriegsgebieten das Projekt „Weiter Schreiben“ ins Leben gerufen. Dabei entstand auch ein intensiver Briefwechsel zwischen dem syrisch-palästinensischen Poeten Ramy Al-Asheq und der in Berlin lebenden syrischen Journalistin Dima Al-Bitar Kalaji, aus dem heute beide im Brecht-Haus vorlesen.

18. 12., 20 Uhr, Stream: lfbrecht.de/mediathek