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Archiv-Artikel

„Das hätte ein G’schmäckle“

ERNENNUNG Bremen bekommt einen neuen Honorarkonsul für die Republik Brasilien

Haro Helms

■ 62, ist hauptberuflich Rechtsanwalt, Notar, Buchprüfer und Insolvenzverwalter.

taz: Sie werden heute zum Honorarkonsul für die Föderative Republik Brasilien ernannt. Was bedeutet Ihnen das, Herr Helms?

Haro Helms: Erst einmal ist es eine Ehre. Aber für mich ist es auch ein Ausflug in die Vergangenheit – ich habe als junger Jurist Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre ein paar Jahre in Rio de Janeiro gelebt und gearbeitet, unter anderem bei der deutsch-brasilianischen Handelskammer. Damals habe ich auch Vorarbeiten für eine Doktorarbeit über brasilianisches Kartellrecht getätigt. Ich bin allerdings nicht promoviert.

Dafür können Sie sich jetzt einen neuen Titel auf die Visitenkarte drucken lassen.

Das werde ich aber nicht machen, zumindest auf meiner Visitenkarte als Anwalt und Notar wird das nicht stehen. Das hätte doch ein G’schmäckle.

Ist es denn mehr als eine Ehre, Honorarkonsul zu sein?

Geld gibt es dafür keines, dafür muss ich ein Büro mit festen Öffnungszeiten und eine Mitarbeiterin vorhalten. Wie viel Arbeit da auf mich zukommt, kann ich aber noch nicht sagen.

Und Ihre rechtlichen Befugnisse als Konsul ...

... sind sehr begrenzt. Ich kann zwar als Honorarkonsul eine Unterschrift beglaubigen, für alle wichtigen rechtlichen Fragen ist aber die brasilianische Botschaft in Berlin zuständig.

Und was bleibt Ihnen?

Die PR, etwa die Förderung der Kultur, der deutsch-brasilianischen Beziehungen ...

... bei denen man in Bremen vor allem an Werder denkt.

Aber der letzte Brasilianer dort ist ja gerade nach Wolfsburg abgewandert.

Immerhin schloss Bremen 1827 die ersten Handelsverträge mit Brasilien ab, vor 80 Jahren gründeten Bremer eine eigene Kolonie im brasilianischen Urwald, Rolandia mit Namen ...

... aber das war doch eher ein Scherz. Zudem liegt Rolandia im Süden des Landes, also nicht gerade im wirtschaftlichen Zentrum. Traditionell wurden mit Bremen vor allem Kaffee, Tabak und Baumwolle gehandelt, auch der Schiffbau war wichtig. Was daraus heute geworden ist, wissen wir ja. Es gibt aber auch heute noch Bremer Firmen, die in Brasilien engagiert sind, vor allem in der Logistik. INTERVIEW: JAN ZIER

11 Uhr, Rathaus, Gobelinzimmer