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Schwert raus, Rübe ab

Erschütternder Strafrechtsskandal in Göttingen

Henkerfoto: ap

Es ist jetzt mehr als 160 Jahre her, dass am 20. Januar 1859 die letzte öffentliche Hinrichtung unter der Gerichtslinde auf dem Leineberg in Göttingen stattfand, wie das Göttinger Tageblatt im Jahr 2012 rückblickend berichtete. Friederike Lotze hieß die zum Tode verurteilte Delinquentin. Sie hatte den Bäckermeister Sievert zu Münden, der ihr die Ehe versprochen hatte und dessen Dienstmagd sie war, am 13. März 1858 vergiftet. Die bedauernswerte Dame wurde mit dem Schwert enthauptet. Trotzdem wird offenbar auch heute noch in Göttingen die Todesstrafe verhängt, wie die christliche Nachrichtenagentur epd gestern empört meldete: „Mahnwache gegen die Todesstrafe in Göttingen.“ Warum ausgerechnet im klugen Göttingen die Todesstrafe überlebt hat, ist uns schleierhaft. Die einst aufgeklärte Stadt der „Göttinger Sieben“ muss alle neuzeitlichen Strafrechtsreformen verschlafen haben. Deshalb werden auch wir uns am nächsten Montag, den 30. November 2020, der zweistündigen örtlichen Mahnwache anschließen. Oder fallen Mahnwachen inzwischen selbst dem großen Schnitter Corona zum Opfer? Tod der Todesstrafe! Besonders in Göttingen!

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