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Archiv-Artikel

Rote Kleckse auf der GSW

MILITANZ Autonome bekennen sich zu sieben Anschlägen. Hintergrund: eine Haussanierung in Kreuzberg

Die roten Kleckse von zwei Farbbeuteln kleben am Mittwoch noch am GSW-Logo und haben den Bürgersteig darunter besprenkelt. Und nicht nur dort: Die Zentrale des Wohnungsunternehmens in der Kreuzberger Rudi-Dutschke-Straße war nur eines von sieben Zielen in Berlin, das Autonome in der Nacht zum Mittwoch in einer konzertierten Aktion „gegen Luxusmodernisierungen“ attackierten.

In einem Bekennerschreiben, das der taz vorliegt, heißt es: „Wir werden euch so lange Besuche abstatten, bis ihr mit euren schmutzigen Geschäften mit Verdrängung und steigenden Mieten aufhört!“ Kritisiert wird die Verwertung eines Wohnhauses in der Kreuzberger Bevernstraße unweit der Oberbaumbrücke. Es sei, so die unterzeichnenden „Autonome Gruppen“, „mafiös“ verkauft worden und stehe „in absehbarer Zeit vor der Zwangsräumung“.

Sie griffen nach eigenen Worten mit „Farbe, Plakaten und Steinen“ Einrichtungen an, die mit dem Haus zu tun hätten: das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, zwei Architektenbüros, zwei Kanzleien, ein Immobilienunternehmen und die GSW.

Die Polizei bestätigte Sachschäden an zwei Objekten in Wilmersdorf und Steglitz. Dort habe es Schmierereien und „mit teerartiger Farbe“ beworfene Fenster gegeben. Der Staatsschutz ermittle, sagte ein Sprecher. Das Haus in der Bevernstraße sei „schon länger Thema in der linken Szene“.

Im Jahr 1993 wurde das Haus, zusammen mit 22 weiteren Objekten, vom Bezirk an die damals noch landeseigene GSW übertragen. Das Wohnungsunternehmen verkaufte es 2011 an die private „Entwicklungsgesellschaft Bevern GmbH“. Diese will nun sanieren, ein neues Vorderhaus errichten und dort Eigentumswohnungen verkaufen. Neben der Immobiliengruppe waren laut Bekennerschreiben auch Anwälte Ziel der Angriffe, die Kündigungen unterschrieben hatten, oder Architekten, die die Modernisierung planten.

Schon im März und Mai hatten Linke die Bevernstraße 2 besetzt, weil sie die Baupläne als „Luxusaufwertung“ kritisierten. Die Polizei räumte mit bis zu 150 Beamten. Im jetzigen Bekennerschreiben heißt es drohend, die bisherigen Proteste seien „erst der Anfang“. KONRAD LITSCHKO