berliner szenen: Mit Autos ist es wie mit Frauen
Ich bin mit meinem Auto in der Werkstatt. Mein Auto ist eigentlich kein Auto, sondern ein Van. Ein G 20 Chevrolet Van, Baujahr 1993, 8 Zylinder, verdunkelte Scheiben. Zwei Meter breit, fünf Meter lang. Es ist große Liebe, und wie jede große Liebe hat auch diese Liebe Folgen. „Sehen Sie“, sagt der Mechaniker, „mit den Autos ist es wie mit den Frauen. Wenn du einmal ein Problem hast, geht es nicht mehr weg. Das musst du schon richtig klären. Von der Wurzel allen Übels aus. Und Ihr Übel sind nun mal die Querlenkerbuchsen.“
„Ich dachte, mein Übel wäre die Kraftstoffpumpe!“ – „Das war es das letzte Mal, jetzt sind es die Querlenkerbuchsen.“ – „Wofür braucht man denn diese Buchsen überhaupt?“ – „Lenken und wenden.“ – „Ich fahre meist geradeaus.“ – „Frau Doktor, seien Sie nicht albern, auch beim Anfahren und Bremsen kommt Zug auf die Räder.“ – „Ich bremse kaum.“ Der Mechaniker zieht die Augenbrauen hoch. „Schon gut“, sage ich, „was sind meine Optionen?“
„Entweder Sie tauschen die Querlenkerbuchsen aus, wechseln die Reifen und lassen die Spur neu einstellen, oder …“ – „Oder?“ – „Oder Sie warten, bis Ihr Auto aus der Spur ausbricht und Sie einen Unfall bauen.“
Ich gebe auf. „Ich lasse die Querlenkerbuchsen austauschen“, sage ich, „verzeihen Sie mir mein Zögern, mir sitzt eben noch die Reparatur der Kraftstoffpumpe in den Knochen.“
„Das kann ich gut verstehen, aber wissen Sie, mit den Autos ist es wie mit den Frauen, kaum hast du ein Übel überstanden, kommt schon das nächste.“
„Jetzt hör doch mal auf mit diesen Frauenvergleichen“ mischt sich der jüngere der beiden Mechaniker ins Gespräch, „du vergraulst uns noch die Frau Doktor.“
„Keine Sorge“, sage ich, „es ist ja nicht so, als hätten die Mitarbeiter Ihrer Konkurrenz Gender Studies studiert.“Eva Mirasol
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