: Finanzielle Seuche
Hamburger Tropenkrankenhaus soll verkauft werden. Gesundheitsbehörde hält Betrieb nicht mehr für rentabel
Die tropenmedizinische Klinik des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts (BNI) wird verkauft, weil der Betrieb nicht mehr rentabel ist. Ein neuer Betreiber werde gesucht, erklärte gestern der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Hartmut Stienen. Es werde „demnächst“ Gespräche mit möglichen neuen Trägern geben. Gerüchten zufolge sollen Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), das Marienkrankenhaus und das Bundeswehrkrankenhaus an der Übernahme der Tropenklinik interessiert sein.
Nach einem Bericht von NDR 90,3 hat das BNI seit längerem erhebliche Liquiditätsprobleme, auch seien Kredite unter Verstoß gegen das hamburgische Haushaltsrecht aufgenommen worden. Der Sender beruft sich dabei auf einen internen Vermerk der Innenrevision der Gesundheitsbehörde. Die GAL-Fraktionsvorsitzende Christa Goetsch begehrt deshalb in einer gestern eingereichten Senatsanfrage Aufklärung über die wirtschaftliche Situation des BNI und die vermutete „mangelhafte Kostenkontrolle“ der Behörde.
Stienen beteuerte, die Klinik mit den Schwerpunkten Tropenkrankheiten, Infektiologie sowie HIV und AIDS solle auf jeden Fall erhalten bleiben. Über die Bettenanzahl müsse der neue Betreiber entscheiden. „Strukturelle Veränderungen“ in deutschen Klinikhäusern hätten dazu geführt, dass die klinische Abteilung des BNI mit ihren 62 Betten „wirtschaftlich nicht mehr allein zu betreiben ist“. Sie solle daher mit einem bestehenden Krankenhaus fusionieren.
Das BNI wurde 1900 als „Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten“ von dem Hafenarzt Bernhard Nocht zur Abwehr von Seuchen gegründet, die über den Hafen eingeschleppt wurden. Das Institut über den Landungsbrücken ist die älteste und größte Einrichtung dieser Art in Deutschland und weltweit renommiert. Sven-Michael Veit