: „Dieselben politischen Gegner“
Heike Hänsel will Attac-Inhalte in die Linkspartei hineintragen. Sie kandidiert für den Bundestag, sieht soziale Bewegungen aber als unerlässlich für Veränderungen
taz: Frau Hänsel, braucht man Attac noch?
Heike Hänsel: Aber natürlich. Für Veränderungen in diesem Land sind und bleiben soziale Bewegungen unerlässlich.
Rücknahme von Hartz IV, Einführung der Tobin-Steuer – das Programm der Linkspartei liest sich wie eine Attac-Pressemitteilung.
Attac denkt zusätzlich über die Realpolitik hinaus. Zum Beispiel gibt es die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens, und auch was Forderungen im EU-Bereich und die Militarisierung angeht, gibt es in der PDS und der WASG Positionen, die hinter denen von Attac und der Friedensbewegung zurückstehen. So sehe ich auch meine Aufgabe: Inhalte aus Attac in die Linkspartei hineinzutragen.
Für Sie ist das Bündnis von PDS und WASG also lediglich der parlamentarische Arm von Attac?
Nein, auf keinen Fall. Das wäre auch vermessen. Attac ist ein heterogenes Netzwerk. Dieses breite Spektrum könnte eine Linkspartei gar nicht abdecken. Sicherlich wird es an vielen Punkten eine inhaltliche Zusammenarbeit geben, weil wir dieselben politischen Gegner haben. Ich plädiere jedoch dafür, dass Bewegungen unabhängig bleiben und sich bloß nicht zu sehr auf Parteien einlassen. Um Verquickungen zu vermeiden, werde ich deswegen meine Attac-Mandate niederlegen.
Wenn Sie bei Attac viel weitgehendere Forderungen formulieren können, warum bleiben Sie nicht bei Attac aktiv?
Ich bleibe ja weiterhin bei Attac an der Basis aktiv. Nur: Die Politik, die ich bisher auf der Straße betrieben habe, will ich auch mal im Parlament zur Sprache bringen. Im Moment werden viele wichtige Themen zwar in den Bewegungen formuliert, in den Parlamenten kommen sie nicht vor. Das will ich ändern. Langfristig bleibe ich aber den Bewegungen treu. Sollte in meinem Fall ein Mandat herausspringen, sehe ich darin ohnehin nur ein vorübergehendes Betätigungsfeld. Denn davon bin ich überzeugt: Grundsätzliche Veränderungen kommen in diesem Land nicht ohne starke soziale Bewegungen zustande. INTERVIEW: FELIX LEE