schuldnerberg : Die Schuldenfalle droht schnell
In einer Gesellschaft, die sich zunehmend in Reich und Arm spaltet, das Wort „Unterschicht“ wieder aufkommen lässt und sich weiter über Arbeit und Konsum definiert – in solch einer Gesellschaft verwundert es kaum, dass die Zahl der überschuldeten Haushalte wächst. Und es muss wohl so sein, dass dies in der armen, von Arbeitslosigkeit besonders gebeutelten Hauptstadt umso mehr passiert. Berlin liegt mal wieder in einer negativen Kategorie an der Spitze. Fast hat man sich daran gewöhnt.
KOMMENTAR VON PHILIPP GESSLER
Dennoch schockieren die Zahlen, die nun vorliegen: Überschuldung ist beinahe normal geworden, in Neukölln noch eher als in Steglitz-Zehlendorf, wir ahnten es. Über 160.000 Privathaushalte überschuldet, das bedeutet, dass vielleicht noch einmal so vielen Menschen, also Partnern oder Kindern der Schuldner, Lebensperspektiven oder -freude geraubt werden. Und Vorsicht! Fern ist diese Gefahr niemandem, denn wie schnell man in die Schuldenfalle gerät, weiß jeder und jede, der oder die etwa schon einmal erwogen hat, Wohneigentum anzuschaffen: Plötzliche Arbeitslosigkeit oder Krankheit können da leicht zur existenziellen Bedrohung werden.
Da ist es gut, dass das Land seine Hilfen für die Beratung aufstockt, auch wenn das offensichtlich nicht reicht. Dies ist, wie man so schön im Englischen sagt, „money well spent“, gut ausgegebenes Geld. Noch schöner wäre es natürlich, wenn Land und Bund sich selbst vorbildhaft verhielten und sich wenigstens um einen ausgeglichenen Haushalt bemühten. Der Staat aber ist selbst in der Schuldenfalle. Die Politik ist mit schlechtem Beispiel vorangegangen.