piwik no script img

Vom Verliererteam zum Spitzenreiter

Die Basketballer des FC Bayern überraschen in der Euroleague. Nun soll sich Real Madrid wundern

Andrea Trinchieri will diesen besonderen Tage so richtig genießen. „Weck mich bloß nicht auf!“, witzelte der Trainer der Bayern-Basketballer, als er jüngst auf die kurze, aber beachtliche Siegesserie in der Euroleague angesprochen wurde. Die Münchner reisen nach vier Erfolgen nacheinander als Spitzenreiter der europäischen Eliteliga zum Gastspiel am Donnerstag bei Real Madrid (21 Uhr/Magentasport).

Angst flößt der einstige Euroleague-Champion den formstarken Münchner nicht ein. „Wir wissen ja, wie wir die Spiele gewinnen können und dass wir die Qualität haben gegen jede Mannschaft“, meinte Kapitän Nihad Đjedović. Das sind ganz neue Töne bei den Bayern, die in der wegen Corona abgebrochenen Saison 2019/20 noch das zweitschlechteste Team im kontinentalen Spitzenwettbewerb waren.

Dass die Münchner derzeit nach fünf von 34 Hauptrundenspielen die Tabelle anführen, ist außergewöhnlich für deutsche Teams, die zum Abschluss der Vorrunde noch nie zu den besten acht Europas gehörten. Doch die Verpflichtung von Coach Trinchieri und ein maßgeblicher Kaderumbau haben aus dem Verliererteam zumindest vorerst eine Top-Truppe geformt. Und diese ist gefordert wie noch kaum ein deutsches Team. Neben dem XXL-Spielplan in der Euroleague samt aufwendiger Flugreise quer über den Kontinent hatten die Münchner zuletzt die Partien im nationalen Pokal zu spielen – am Sonntag und Montag sogar zweimal innerhalb von gut 24 Stunden. Nach einer vorigen Niederlage gegen medi Bayreuth müssen sie dabei um die Final-Foul-Qualifikation bangen.

Angeführt von Bayerns Rekordspieler Đjedović, Topscorer Vladimir Lučićund Neuzugang Wade Baldwin mischen die Münchner derzeit Basketball-Europa auf. Auswärtssiegen bei den einstigen Euroleague-Champions Maccabi Tel Aviv und Fenerbahçe Istanbul folgte ein Heimsieg gegen Olympiakos Piräus. „Wir haben das Gefühl, dass die Chemie da ist, wenn wir auf den Platz gehen“, äußerte Center Malcolm Thomas. „Das sieht man an unserer Serie in der Euroleague. Hoffentlich machen wir da weiter.“

Anders als in vielen Partien in den Jahren zuvor schaffen es die Münchner aktuell, bis zum Schluss konzentriert und gefährlich zu bleiben. „40 Minuten da sein, 40 Minuten präsent sein“, das ist laut Đjedovićdas Erfolgsrezept. Spielmacher Baldwin meinte: „Wir spielen gut und sehr stark. Die Trainer machen einen enormen Job.“

Auch wenn Real mit nur einem Sieg aus fünf Spielen enttäuschend in die Saison gestartet war, mahnt Flügelspieler Zipser: „Nach Spanien reisen, ist immer schwer.“ (taz, dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen