Wort zum Knock-out

Fernsehpredigt zwischen Faustkämpfen

„Erst fliegen die Fäuste, dann kommt die christliche Botschaft“, freute sich gestern die christliche Nachrichtenagentur epd und boxte eine fette Schlagzeile auf die ­Ticker: „‚Wort zum Sonntag‘ in der Sendepause der Box-Weltmeisterschaft.“ Spannender wäre es ja umgekehrt, wenn die Boxer Nächstenliebe praktizierten und die Fernsehprediger die Fäuste fliegen ließen. Im Einsatz für die göttliche Sache ist am Samstag die Mannheimer Pfarrerin Ilka Sobottke, die ihre „Gedanken über das Kämpfen mitteilen wird“, wie es heißt. Mit ihrem botten Namen Sobottke ist die Tochter Mannheims jedenfalls bestens gerüstet für die Welt der Plattnasen und Blumen­kohl­ohren. Ob sie wie ein Nummern-Girl in den Rundenpausen auch leicht bekleidet auf Hochhackigen durch den Ring tänzelt, ist nicht bekannt. Aber bei einer Kirche, die sich zwischen Faustkämpfen an die verlorenen Schäfchen heranwanzt, käme selbst das nicht unerwartet. Wenn Luden und Huren am Ring sitzen, schafft das schließlich mehr Aufmerksamkeit, als sonntags den Moralapostel für Omas zu geben. Noch besser wäre es, die Kirche würde unsere alte Lieblingskraft Oda-Gebbine Holze-Stäblein für das „Wort zum Bierholen“ reaktivieren. Allein der poetische Name hat längst einen Weltmeistertitel verdient.