piwik no script img

Wider die Grundidee des Netzes

Lässt Instagram es bald zu, dass Nutzer*innen gegen Geld auf externe Inhalte verlinken können?

Nach zwei Tagen Spekulationen sah sich Facebook am Montagabend zu einem Dementi gezwungen: „Wir haben keine Pläne, diese Funktion auf Instagram einzuführen“.

„Diese Funktion“ wurde in der vergangenen Woche das erste Mal auf einer Webseite vorgestellt, die sich darauf spezialisiert hat, Patente großer Digitalkonzerne zu publizieren. Publiziert wurde dort zum Beispiel in der vergangenen Woche auch ein Patent für ein Gerät, das gleichzeitig Blut abnehmen und Injektionen verabreichen kann (Google) und eines für vergrößerte Apple-Kopfhörer. Das Patent, mit dem Facebook für Aufsehen sorgt, könnte Influencer*innen und Verlagen Kopfzerbrechen bereiten.

Facebook, der Mutterkonzern von Instagram, sichert sich mit dem Patent die Rechte an einer Mechanik bezahlter Links in Social-Media-Posts. Bisher ist es nicht möglich, in einfachen Instagram-Beiträgen auf Inhalte außerhalb des Dienstes zu verlinken. Vermisst haben die Nutzer*innen dieses Feature bislang offensichtlich nicht. Das vor acht Jahren von Facebook erworbene Netzwerk Instagram funktionierte ursprünglich schließlich als vollkommen abgeschlossenes Ökosystem, in dem der Schwerpunkt auf dem Teilen von Bildern und kurzen Videoschnipseln liegt. Mit zunehmendem Wachstum und den vergleichsweise jungen Nutzer*innen wurde das Medium jedoch einerseits für bezahlte Werbefiguren, sogenannte Influencer*innen, aber auch klassische Medienunternehmen interessant. Die Durchschlagskraft von deren Instagram-Inhalten bleibt aber zunächst auf die Wiedererkennung der Marke beschränkt. Links auf konkrete Inhalte können bislang nur sehr beschränkt gesetzt werden.

Mit der neuen Technologie würde es möglich werden, auf externe Inhalte zu verlinken – dafür müssten die Nut­zer*in­nen allerdings bezahlen. Im Patent wird ein dynamisches Bezahlsystem mit algorithmisch angepassten Preisen beschrieben. Damit sollen Links einerseits generell erlaubt werden, andererseits aber Spampostings unattraktiv gemacht werden.

Die Möglichkeit, dauerhaft direkt aus Posts zu verlinken, wäre also eine erhebliche Erweiterung Instagrams. Allerdings würden Posts dadurch faktisch zu bezahlten Werbeinhalten werden.

Das wäre eine gewisse Regression der Idee des Internets selbst. Ist doch die Verlinkung verschiedener Inhalte und Webseiten gerade die Basis des Netzes. Die Tendenz zur Monopolisierung und dem möglichst hermetischen Einschluss der Nutzer*innen auf bestimmten Plattformen raubt dem Netz seit Jahren schrittweise seinen verbindenden Charakter. Sie zwingt die Anbieter*innen von Inhalten diese auf immer neue Kanäle mit ihren jeweiligen Spezifika hin zu optimieren. Dass nun mit Facebook/Instagram eine der größten Plattformen darüber nachdenkt, sich die Grundfunktion des Netzes bezahlen zu lassen, Dementi hin oder her, kann Verlage ins Grübeln bringen. Denn während weltweit, derzeit besonders aktiv in Australien, daran gearbeitet wird, die Konzerne zugunsten klassischer Medien zur Kasse zu bitten, haben die Plattformen also Pläne in der Schublade, den Spieß umzudrehen und so den Verlagen aufzuzeigen, wer wen für das eigene Geschäftsmodell nötiger hat.

Daniél Kretschmar

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen