: Hilfe für Abiturienten
AUSBILDUNG Senat stellt 600 Ausbildungsplätze für schwache Schulabgänger bereit. Die Handelskammer will 1.130 Lehrstellen mehr einwerben
Tausende Abiturienten strömen demnächst auf den Ausbildungsmarkt.
■ 5.200 zusätzliche Abiturienten sind es in Hamburg im Jahr 2010.
■ In Niedersachsen sind es 2011 sogar 26.000 zusätzliche Abiturienten.
■ Hochschulpakt: Hamburg hat im Hochschulpakt I erklärt, bis 2010 1.400 Studierende zusätzlich aufzunehmen.
■ Hochschulpakt II: Von 2011 bis 2015 sollen weitere 1.900 Studierende hinzukommen.
■ Bundesweit werden 275.000 Plätze geschaffen.
Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hat gestern ein Sonderprogramm mit 600 Ausbildungsplätzen für schwache Schulabgänger des Jahres 2009 angekündigt. Für rund 14 Millionen Euro werden sie bei Beschäftigungsträgern in Einzelhandel, Logistik, Metall- und Elektrotechnik und Altenpflege ausgebildet. So wird den 3.500 Schulabgängern geholfen, die sich derzeit in der Berufsvorbereitung und in anderen „Warteschleifen“ befinden.
Um zu verhindern, dass solche Warteschleifen entstehen, soll es künftig eine verbindliche Zusammenarbeit von Schule und Arbeitsagentur geben, kündigte Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) an. Jeder Schüler erhält einen „individuellen Berufswegeplan“. Verantwortlich dafür sind Lehrkräften, die für diese Aufgabe mit „Zeitressourcen ausgestattet“ sind, wie es im neuen „Hamburger Programm für Berufsorientierung“ heißt.
Die Ankündigung geschah auf einer Pressekonferenz des Hamburger „Aktionsbündnisses Bildung und Beschäftigung“, bei der es auch um die Bewältigung des 2010 erwarteten Doppeljahrgangs gehen sollte. Da die Schüler des 12- und 13-jährigen Abiturs zeitgleich fertig werden, rechnet der Senat mit 5.200 zusätzlichen Schulabgängern. Für 2010 gibt es kein Sonderprogramm. Allerdings bildet die Stadt selbst 250 junge Menschen zusätzlich aus.
Ferner legen sich Handelskammer und Handwerkskammer ins Zeug und werben bei Betrieben um 1.130 zusätzliche Ausbildungsplätze. „Erfahrungsgemäß beginnt ein Viertel der Abiturienten eine Ausbildung. Wir rechnen mit 1.300 zusätzlichen Bewerbern“, sagte Kammer-Präses Karl-Joachim Dreyer. Weitere 1.660 Schulabgänger werden sich nach Schätzung des Bündnisses sich um ein Studium in Hamburg bewerben. Die übrigen 2.000 würden nach Verzögerung durch Wehr- und Ersatzdienst eine Ausbildung beginnen.
Der ebenfalls am Bündnis beteiligte DGB-Chef Uwe Grund äußerte sich skeptisch. „Ich glaube, da muss noch ein Zahn zugelegt werden“, sagte er. Er rechne mit 6.000 Abiturienten. Doch die Forderung etwa nach zusätzlichen Studienplätzen wies Ole von Beust mit dem Hinweis auf freie Kapazitäten in Ostdeutschland zurück. „Es fällt keinem ein Zacken aus der Krone, wenn er woanders studiert.“ Damit reizte er die Elternkammer zum Widerspruch. Ein Studium in einer anderen Stadt setzte die „finanzielle Leistungsfähigkeit der Eltern voraus“, kritisierte deren Vorsitzender Hans-Peter Vogeler. „Das ist eine soziale Hürde, die nicht hinnehmbar ist.“ KAIJA KUTTER