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Jasmin Ramadan Einfach gesagtFortsetzung folgt

Foto: Roberta Sant'anna

Warum guck ich seit Wochen nur noch Dr. House?“, sage ich abends am Telefon zur Freundin während es draußen gießt.

„Guckst du das auch nachts?“

„Ewig, und dann kann ich nicht schlafen.“

„Kein Wunder, da geht es ja nur um Krankheit und Tod.“

„Und einen überdurchschnittlich klugen Menschen, der es allen zeigt.“

„Ein kranker, schrulliger Mann.“

„Seine Chefin ist ’ne Frau.“

„Immerhin.“

„Aber er weiß alles besser als sie.“

„Aber er weiß auch alles besser als die anderen Ärzte.“

„Und die eine Ärztin.“

„Immer diese Serien, in denen ein voll gestörter Mann ein Genie ist, das ist doch scheiße, inflationär ist es auch.“

„Aber Dr. House...“

„…wurde auch schnell fade, immer der gleiche Ablauf: Patient hat was Dubioses, alle denken, sie wüssten was, es wird besser, plötzlich krampft Patient, Lupus wird ausgeschlossen und am Ende ist es was, das niemand außer Dr. House auf dem Schirm hatte, auch mal was von gestern.“

„Tollwut.“

„Die Pest.“

„Pellagra.“

„Ich wünsche mir eine Sonderstaffel Dr. House zu Corona.“

„Er würde Corona in einer Folge lösen.“

„Nee, das ist ja keine Fantasy-Serie.“

„Aber er würde auf was kommen, an das noch keiner gedacht hat und das würde die Wende einleiten.“

„Deshalb guckst du das die ganze Zeit, wegen Corona.“

„Stimmt, eine Serie, in der in jeder Folge ein schier aussichtsloser Fall gelöst wird.“

„Die Erlösung.“

„So ist es nie in echt.“

„Eben, und ich hasse Krankenhausserien.“

„Warum?“

„Weil ich Krankheiten hasse. Und den Tod auch.“

„Stell dir vor, es gäbe weder Krankheit noch Tod.“

„Schwierig.“

„Eben.“

„Unverletzbare, unsterbliche Menschheit.“

„Das wäre ziemlich viel Menschheit.“

„Unvorstellbares Szenario.“

„Es gäbe auf jeden Fall keine Krankenhausserien.“

„Die Schwarzwaldklinik hätte es nie gegeben.“

„Die gab es ja auch nie.“

„Ich hab’gelesen, damals gab es so viele Beschwerden wie nie zuvor über Ärzte, weil alle dachten, ein Arzt hat so zu sein wie Professor Brinkmann und alle Pflegekräfte wie der coole, nette Mischa.“

„War der nicht ein Zivi?“

„Zivis gibt es nicht mehr.“

„Alles endet irgendwann.“

„Oder verändert sich.“

„Ich bin zu müde für so ein Gespräch, lass mal auflegen, ich muss schlafen.“

„Schlaf ist wichtig für die Selbstheilungskräfte. Ich schlaf’beschissen seit Corona, alles zu spannend.“

„Dann guck nicht auch noch Dr. House.“

Jasmin Ramadan ist Schriftstellerin in Hamburg. Ihr letzter Roman „Hotel Jasmin“ ist im Tropen/Klett-Cotta Verlag erschienen. Sie war für den diesjährigen Bachmann-Preis nominiert. In der taz verdichtet sie im Zwei-Wochen-Takt tatsächlich Erlebtes literarisch.

„Doch, ich brauch’die Illusion, es gäbe Menschen, die immer einen kühlen Kopf bewahren und eine zündende Idee haben, bevor es zu spät ist.“

„Es wird bald einen Impfstoff geben, geh’schlafen.“

„Aber niemals einen gegen Dummheit.“

„Nee, aber die Dummen lassen sich nicht impfen.“

„Dr. House würde sie alle impfen.“

„Er ist der Chuck Norris unter den Ärzten.“

„Kennst du den Coronawitz mit Chuck Norris schon?“

„Nee, erzähl mal.“

„Chuck Norris hat nicht Corona, Corona hat Chuck Norris.“

„So geht der?“

„Vielleicht hab ich die Pointe versaut.“

„Norris, House, Drosten, irgendeiner wird’s schon richten.“

„Und wenn nicht?“

„Dann Thunberg oder Rackete.“

„Oder Jutta Ditfurth.“

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