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Archiv-Artikel

„Auf Grund gelaufen“

VORTRAG Gesunkene Weserlastkähne geben einen Einblick in historische Schiffbautechniken

Hans Walter Küchelmann

■ 76, gelernter SchiffbauIngenieur, ist Zweiter Vorsitzender der Bremer Gesellschaft für Vorgeschichte.

Herr Küchelman, Sie wollen uns etwas über die Weserschifffahrt im Mittelalter erzählen?

Hans Walter Küchelmann: Zum ersten Mal haben wir durch die Funde von Rohrsen die Möglichkeit, die Fragen zu stellen, die auch heute Schiffbauingenieure stellen müssen: Wie stabil muss das Schiff sein, wie darf die Beladung sein und so weiter.

Die Funde von Rohrsen – was hat es damit auf sich?

Rohrsen ist ein Ort bei Nienburg an der Weser, dort sind 1762 zwei Weserkähne gesunken, die wurden 1995 in einer alten Weserschleife gefunden.

Was hatten die Schiffe geladen?

Oberkirchener Sandstein.

Warum das?

Das war die wichtigste Handelsware in der Zeit der Weserrenaissance. Aus diesem Stein ist zum Beispiel die Fassade des Bremer Rathauses gemacht worden.

Und man hat diese Steine trotzdem nicht geborgen damals?

Die Steinsbrocken waren zu schwer. Sie hatten oft eine Größe bis anderthalb mal zweieinhalb Meter und waren 30 Zentimeter dick.

Sanken die Schiffe, weil sie zu schwer beladen waren?

Nein, das erste dieser beiden Schiffe ist in der Weserschleife auf Grund gelaufen. Der Schiffsführer ist dabei zu Tode gekommen. Sie waren nicht zu schwer beladen. Als Schiffsingenieure können wir heute untersuchen, wie sehr die Teile des Schiffes durch die Ladung belastet waren oder werden konnten. Die Studierenden Anna Matuszek und Cornelius Tormann haben ihre Bachelor-Arbeit zu solchen Fragen gemacht. Wir können somit erste Ergebnisse darstellen.

Interview: Klaus Wolschner

11 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4. Danach: Führung durch die Ausstellung „Weserschifffahrt von 800 bis 1800 n. Chr.“