: Die Anti-Osbournes
Seit letzter Woche läuft auf dem US-Sender ABC eine neue Reality-Show. „Venus and Serena: For Real“ begleitet die erfolgreichen Tennis-Schwestern durch ihren Alltag
Die Szene könnte als Parodie eines alten Rocky-Films durchgehen: Venus Williams joggt am Strand von Amelia Island in Florida. Sie trägt einen knappen Bikini und quält sich sichtbar durch den weichen Sand. Ihre Schwestern Isha und Lyndrea verfolgen sie mit einem Golf-Cart und machen witzige Bemerkungen: „Lauf schneller, dann bist du auch eher am Ziel!“ Venus lächelt müde. Schnitt. Serena Williams schimpft mit Hund Jackie. Die Terrierdame ist gerade dabei, die Reste ihres Abendessens überall in der Wohnung zu verteilen. Venus und Serena Williams zeigen ein bisschen von ihrem Leben außerhalb des Tennis-Courts in ihrer neuen Reality-Show „Venus and Serena: For Real“, die letzte Woche auf dem amerikanischen Kabelsender ABC Family angelaufen ist.
Sechs Folgen lang begleitet die Serie die beiden auf ihren Reisen, beim Yoga, bei öffentlichen Auftritten in Hollywood, beim Spiel mit ihren Haustieren und natürlich beim Sport. Nach dem Drill mit Vater Richard auf dem Tennisplatz steht hartes Aufbautraining auf dem Terminplan. Venus bezeichnet das aufmüpfig als „notwendiges Übel der Tennis-Karriere“.
Ehrgeizig sind die beiden Schwestern – aber trotzdem bodenständig. Ihre Familie geht ihnen über alles und ist immer dabei. In einer Episode sitzen Venus und Serena mit den Geschwistern im Szenerestaurant OYA und unterhalten sich über die Zeit, als sie noch in einer Einzimmerwohnung lebten und sich mit fünf Kindern ein Bett teilen mussten. „Wir waren arm damals“, sagt Venus und schenkt sich grünen Tee in die Tasse. Heute leben die Schwestern im Luxus, der ihnen aber nicht zu Kopf steigt. Sie interessieren sich für die gleichen Dinge, die viele andere junge Frauen in ihrem Alter auch beschäftigen: Klamotten, Musik und Jungs. Das bei diesen Themen viel gekichert wird, versteht sich von selbst. Serena wirkt insgesamt entspannter als Venus, was vielleicht daran liegt, dass sie mehr Spaß am Leben als Celebrity hat.
Venus und Serena kommen als Anti-Osbournes daher, weil sie ganz natürlich vor der Kamera auftreten. Und auch als Anti-Paris-Hilton, weil sie echte Jobs haben und sich aus eigener Kraft ein kleines Imperium aus Tennis und Mode aufbauen konnten. Nicht nur deshalb sind sie Vorbilder für eine ganze Generation afroamerikanischer Kids.
Natürlich nutzen sie ihre Show auch, um sich eine Tür für mögliche Karrierewege nach dem Tennis zu öffnen. Serena etwa erwähnt oft ihr Interesse an Design und Schauspielerei. Doch das bisschen Eigen-PR verzeiht man den beiden schnell, denn sie lassen eine Qualität durchblitzen, die im Fernsehgeschäft so oft untergeht: Bescheidenheit.
CARLA PALM