: Der Wille zum Lernen
SPRACHKURSE Wer im Beruf Fremdsprachen gebraucht, wird nicht so schnell arbeitslos. Das zeigt eine neue Studie. Dennoch halten sich die Arbeitsämter bei Sprachkursen zurück
Detlef Zunker, Instituto Cervantes
VON ROBIN RIEPRICH
Sprachgewandte sind seltener arbeitslos, das belegt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Von den Erwerbstätigen, die im Beruf eine Fremdsprache nutzten, waren nur drei Prozent arbeitslos. Bei den Menschen, die am Arbeitsplatz nur Deutsch sprachen, lag dieser Wert bei sechs Prozent. „Fremdsprachen sind eine Investition in die Zukunft“ sagt Detlef Zunker vom Kulturinstitut Cervantes in Hamburg.
Dennoch übernimmt die Agentur für Arbeit die Kosten für Sprachkurse nur in Einzelfällen. Der zuständige Vermittler muss durch den Kurs die Chancen seines Klienten auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessert sehen. „So beispielsweise bei einer Sekretärin, die eigentlich sehr qualifiziert ist, aber keine Arbeit bekommt, weil sie kein Spanisch kann“, sagt Knut Böhrnsen von der Arbeitsagentur Hamburg. Pauschale Bildung mit der „Gießkanne“ für alle Arbeitsuchenden gebe es nicht mehr.
Ist der Vermittler überzeugt, werden sogenannte Bildungsgutscheine ausgegeben, die zwei Wochen bis drei Monate gültig sind. „Gerade die Teilnehmer mit den Gutscheinen sind sehr motiviert,“ sagt Ludolf Schnittger vom Verein für berufliche Weiterbildung. Der Verein ist eine von vielen Sprachschulen, in denen die Gutscheine eingelöst werden können.
Detlef Zunker vom Kulturinstitut Cervantes schätzt den Anteil der Sprachschüler, die aus beruflichen Gründen in sein Institut kommen, auf über 80 Prozent. Das Instituto Cervantes bietet darum eigens Sprachkurse an, die auf das Arbeiten in spanischsprachigen Ländern vorbereiten. Dabei wird auch ein Einblick in die spanische und lateinamerikanische Kultur geboten. „Wenn in Deutschland ein geschäftlicher Vertrag unterzeichnet wird, tut man das im Büro“, sagt Zunker. „In Spanien muss der Abschluss mit einem gemeinsamen Essen im Restaurant gefeiert werden – alles andere wäre unhöflich.“
Gezielt wird auch das Schreiben von geschäftlichen E-Mails und Bewerbungen trainiert. Der Kurs „Kommunikationskompetenz in der Arbeits- und Wirtschaftswelt“ dauert zehn Wochen und findet einmal die Woche statt. Er kostet 130 Euro. Etwas günstiger sind Sprachkurse an der Volkshochschule. In Hamburg werden 27 Sprachen gelehrt, darunter auch Japanisch, Arabisch und Chinesisch. Ein Standardkurs mit 14 Terminen kostet 91 Euro. Der Verein für berufliche Weiterbildung bietet eine „Sprachflatrate“ an. Für 38 Euro im Monat können die Sprachschüler so viele Kurse besuchen, wie sie möchten.
Viele Intensivkurse bei den Sprachschulen können als Bildungsurlaub anerkannt werden. Arbeitnehmer in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg haben einen Anspruch auf fünf bezahlte Bildungsurlaubstage pro Jahr, die sie zur Aufbesserung der Sprachkenntnisse nutzen können.
Eine Sprache zu lernen, ist keine Frage des Alters. „Die Jungen lernen zwar schneller, Ältere dafür aber systematischer,“ sagt Detlef Zunker, der selbst erst mit 40 begann, Spanisch zu lernen. Entscheidend sei allein der unbedingte Wille. „Dafür ist es wichtig, beim Lernen nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz und die Lachmuskeln zu benutzen.“
Der Verein für berufliche Weiterbildung bezieht sogar die Geschmacksnerven ein: Er bietet unter anderem englischsprachige Weinproben an.