ALTE KNOCHEN SCHWEIGEN: Stücke, älter als ihr

Der Bass rollt, die Beats hämmern, und der MC mit Basecap, nicht mehr der Jüngste, ruft ins Mikro: „Some of these tracks are older than you!“ Stimmt. Was sein Kollege auf die Plattenteller legt, ist Stoff aus dem glorreichen Jahre 1991. Schätzen wir jedenfalls, die wir alt genug sind dafür. Es war die Zeit sich beschleunigender Breakbeats, der Euphorie, der billigen Pianos und hochgepitchten Stimmen. Ohne Mauer, im Cyberspace.

Die jungen Leute freuen sich, auch ohne das zu wissen, und gehen auf der Tanzfläche in der Maria zum hymnischen Feuerwerk von 4Hero ab. „DJ, let the sun shine!“, ruft der MC mit der Mütze seinem DJ zu, und die Raver reißen die Arme hoch.

Nachher warten wir am dunklen Bühnenrand, um die Herren zu beglückwünschen. „Thanks! Some of these tracks are older than you!“, wiederholt der MC. Man könnte widersprechen: Sorry, leider nicht. Aber wir wollen, dass er recht hat. Wenn der Beat kickt, werden drei Sekunden zur Ewigkeit, dann sind wir kosmische Kinder. Die alten Knochen halten die Klappe und melden sich erst am nächsten Morgen wieder zu Wort. ULRICH GUTMAIR