: Das sollten Sie wissen
HALBZEIt-bilanz Von A wie Anorak bis Z wie Zeitnehmer. Der große taz-Überblick nach fast der Hälfte von 302 olympischen Entscheidungen
norak: Wärmt die chinesischen Schwimmer, bevor sie ins Wasser springen. Früher tranken sie Schildkrötenblut, heute tut’s der Anorak als textile Wunderwaffe. Praktisch: Der Anorak steht noch nicht auf der Dopingliste.
ach, Thomas: Der ehemalige Fechter und Industrielobbyist betreibt auch in London verschärfte Hinterzimmerpolitik, um bald als IOC-Chef auf den Olymp zu steigen.
entimeter 73: Umfang von Robert Förstemanns Oberschenkeln, die dicker sind als die Taille von Britta Steffen. Sieht gespenstisch aus.
ope: Wird auch von den Olympioniken in London immer wieder gern genommen. Sechs Dopingfälle gab es schon bei den Spielen, zuletzt erwischte es den kolumbianischen 400-Meter-Läufer Diego Palomeque Echevarria und die brasilianische Ruderin Kissya Cataldo.
inkaufsbeutel: Schick sind derzeit in London Tragetaschen mit Aufdrucken wie „Die dopen doch eh alle“ und „Ich habe heute nur drei Stunden gebraucht, um zur Arbeit zu kommen.“
euer, olympisches: Ist nur für Besucher im Stadion zu sehen, worüber sich nicht nur Olympiatouristen beschwert haben. Nach der spektakulären Entzündung im Rahmen der Eröffnungsfeier sieht das Feuer jetzt ziemlich mickrig aus.
old: Gibt es natürlich in Medaillenform, aber nicht nur. Wer in Indien als Olympiasieger nach Hause kommt, wird mit fünf Kilogramm reinen Goldes entlohnt. Für Silber-Gewinner gibt es drei Kilogramm und für Bronze zwei Kilogramm Gold. Bisher hat Indien eine silberne und zwei bronzene Plaketten gewonnen.
offnungslauf: In dem scheiterte der Frauen-Achter der deutschen Ruderinnen. Mit im Boot: Nadja Drygalla, die Freundin eines führenden Neonazis in Meck-Pomm, Michael Fischer.
OC: Hat komischerweise bessere Imagewerte als die Fifa, ist aber ähnlich skandalumwittert. Das liegt vielleicht daran, dass Fifa-Boss Sepp Blatter Mitglied im IOC ist.
amaika: Karibische Schnellrenn-Insel. Taucht sonst nur auf, wenn CDU, Grüne und Liberale miteinander koalieren wollen. Bei Olympia aber tragen die Jamaikaner keine Anzüge, sondern Sportklamotten und Spikes an den Füßen. Besonderes Kennzeichen: unschlagbar über 100 Meter.
ondome: 150.000 Stück wurden im olympischen Dorf verteilt. Jeder Olympionike kann also rein rechnerisch 15-mal gummiert schnackseln. Gegen Ende der Spiele herrscht gemeinhin Kondom-Knappheit.
eere Ränge: Es bleibt viel frei in London. Viele Firmen- und Sponsorentickets verfallen ungenutzt. Klassischer Kollateralschaden eines durchkommerzialisierten Großevents.
odellathleten: Tritt mit Waschbrettbauch und Riesenkreuz auf, aber zum Glück gibt es auch noch die italienischen Bogenschützen, die mit einer hübschen Pasta-Plauze Gold im Teamwettbewerb abgeräumt haben.
auru: Frauenfeindliches Land im Südpazifik. Die kleinste Republik der Welt hat es nicht geschafft, eine Frau zu den Spielen zu schicken. Böse, böse.
lympisches Dorf: Heißeste Immobilie in ganz London. Nach den Spielen werden aus den Athletenappartements 2.818 neue Wohnungen; ein neues Wohnviertel entsteht in einem ehemaligen Problemquartier, im „London Borough of Newham“. „Aufwertung“, sagen die einen, „Gentrifizierung“, die anderen.
romis, olympische: Wenn sogar Lodda Matthäus in eine olympische VIP-Loge darf, dann stimmt etwas mit den Spielen nicht.
ueen: Größter Fan der Olympischen Spiele, kommt aber in der letzten Zeit nicht mehr zum Olympia-Gucken, weil sie ein neues Hobby hat: Fallschirmspringen.
ogge, Jacques: IOC-Chef, der immer greisenhafter wirkt. Der ehemalige Rugby-Spieler hat sein Lebenswerk vollendet, indem er Siebener-Rugby zu den Spielen 2016 in Rio gebracht hat.
tanozolol: Noch immer sehr beliebtes Dopingmittel, obwohl das künstliche anabole Steroid recht leicht nachweisbar ist. In London wurde der albanische Gewichtheber Hysen Pulaku, Sechster der Europameisterschaft, damit erwischt.
extilrekord: Mit dem Verbot der Ganzkörperanzüge schienen auch die Zeiten der Weltrekordfluten zu Ende zu sein. Doch weit gefehlt. Es gab neun (!) Schwimm-Weltrekorde im Becken des Aquatic Center. Neun. Vor allem die Chinesen und die Amerikaner taten sich hervor. Welches Geheimnis haben sie?
rin: Viele Liter landen im Antidopinglabor in London. Insgesamt 5.000 Dopingtests werden durchgeführt. 215 Doping-Kontrolleure aus aller Welt sorgen dafür, dass täglich 400 Proben genommen werden. Mehr als 150 Wissenschaftler analysieren die Blut- oder Urinproben in einem 4.400 Quadratmeter großen Labor. Es ist eine Sisyphos-Arbeit, denn weniger als 1 Prozent der Proben sind tatsächlich positiv, was freilich nichts über die Zahl der Dopenden sagt.
ersprecher: Schönster Faux pas im taz-Olympiateam – Diskurswerfer. Ein wahrlich olympischer Neologismus. Diskurswerfen sollte 2016 in Rio Demonstrationswettbewerb werden.
erbungsverbot für Sportler während der Spiele: Das IOC will allein werben dürfen, was viele Profisportler wie Dawn Harper erzürnt. Die US-Amerikanerin, 2008 Olympiasiegerin über die 100 Meter Hürden, führt eine Kampagne gegen diese Regel an. Bisher erfolglos. Das IOC ist zu mächtig.
u: Gleich 10 Chinesen und Chinesinnen heißen so. Bis dato haben die Xus fünf Medaillen gewonnen, vier silberne und eine bronzene. Keine Frage: Wenn ein Xu an den Start geht, muss die Konkurrenz zittern.
ücel, Deniz: Größter Fan des Gewichthebens im taz-Olympiateam. Begreift das Reißen und Stoßen als Faszinosum.
eitnehmer: Sind nicht selten überfordert bei diesen Spielen, zum Beispiel im Halbfinale der Degenfechterinnen. Die Deutsche Britta Heidemann schaffte es dank des Zeitnehmers, dreimal in einer Sekunde ihre südkoreanische Gegnerin Shi A. Lam zu treffen – ein echtes olympisches Wunder, dass die Asiatin nicht als solches begreifen konnte. Sie weinte hemmungslos nach der Entscheidung der Kampfrichter.