: „Die ESMT genügt meinen Anforderungen“
Die European School of Management and Technology (ESMT) sei für seine Universität keine Konkurrenz, sagt Kurt Kutzler, Präsident der TU. Schließlich habe die Eliteuni eine „ausgeprägte und zahlungskräftige Klientel“
taz: Herr Kutzler, was sehen Sie vor Ihrem geistigen Auge, wenn Sie an die ESMT denken?
Kurt Kutzler: Einen Kooperationspartner und einen Wettbewerber zugleich. Wettbewerb belebt das Geschäft. Insofern ist sie als privat finanzierte Hochschule durchaus willkommen.
Sehen Sie die ESMT auch als Konkurrenten?
Die Frage ist, wie man das definiert. Die ESMT nimmt hohe Studiengebühren und hat eine ganz ausgeprägte und zahlungskräftige Klientel. Ich kann nicht sagen, dass wir hier direkt mit ihr in Konkurrenz stehen. Wir haben einen sehr gut angenommenen Studiengang auf dem Gebiet des Managements und der Technologie, den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen. Er ist in jedem Jahr mehrfach überzeichnet. Insofern taucht der Gedanke an Konkurrenz zur ESMT nicht auf.
Befürworten Sie das Nebeneinander von öffentlichen und privaten Hochschulen?
Ja. Es bedeutet Wettbewerb. Und Wettbewerb führt bei allen Beteiligten dazu, sich weiterzuentwickeln und beste Leistungen zu erbringen. Konkurrenz belebt das Geschäft, eine Binsenwahrheit.
Gibt es Einschränkungen?
Ja. Und zwar dann, wenn private Hochschulen mit öffentlichen Geldern für Leistungen gefördert werden, die auch die öffentlichen Hochschulen produzieren können. Das Geld für die privaten Hochschulen darf den öffentlichen Universitäten auch nicht abgezogen werden.
Denken sie, dass genau das bei der ESMT passiert ist? Schließlich wurde der Kauf des Staatsratsgebäudes durch die Stadt von den Unis kritisch beobachtet.
Soviel ich weiß, ist das Gebäude, in dem die ESMT residiert, nicht ihr Eigentum, und es sind keine weiteren öffentlichen Mittel geflossen. Insofern genügt die ESMT meinen Anforderungen.
Gibt es etwas, was die ESMT kann und Ihre Uni nicht?
Es könnte Studiengänge geben, die wir nicht anbieten können, aus unterschiedlichen Gründen, oder Studiengänge mit besseren Konditionen für die Studierenden. Konkret kann ich mir eine solche Situation aber im Moment nicht vorstellen.
Was ist der Hauptunterschied zwischen TU und ESMT?
Wir sind staatlich finanziert und erheben keine Studiengebühren. Privat finanzierte Hochschulen können mit den hohen Studiengebühren, die die Studierenden zu zahlen haben, eine sehr gute Betreuung bieten. Ein anderer Punkt ist, dass die ESMT nicht mit einer Volluniversität zu vergleichen ist. Sie entspricht mehr einem Teil einer Fakultät einer Universität und bewegt sich daher in einer ganz anderen, viel kleineren Dimension.
Verändert der neue Vollzeitstudiengang die Berliner Hochschullandschaft?
Nein, ich denke nicht, dass es irgendwelche Auswirkungen haben wird. Ich würde auch nicht sagen, dass es meine Universität, die TU Berlin, beeinflusst.
INTERVIEW: FRAUKE ADESIYAN