Müllbeutel für Rücken

Aldi versucht mal wieder, jung und hip zu sein

Rucksackschleuderfoto: dpa

Für die einen ist er ein zusätzliches Körperteil, ein riesiger Schlund, in dem sie ihre gesammelten Habseligkeiten versenken können, um sie durch die Landschaft zu tragen. Für die anderen ist der prall mit Gegenständen gefüllte Beutel auf dem Rücken ein Mordinstrument auf Reisen, wenn sie sich in der U-Bahn drehen und wenden und dabei ihre Nachbarn beinah tödlich verletzen – der Rucksack. Der vor allem aber eines ist: eine ästhetische Katastrophe.

Da ist es kein Wunder, dass die Niedrigpreisschleuder Aldi nicht weit ist. Die sich mit dem ästhetischen Nichts auskennt. Stolz präsentierten die Billigheimer gestern in einer Pressemitteilung: „Die Aldi-Tüte für den Rücken“. Einen Rucksack, den man eigens habe entwickeln lassen, um nun auch „nachhaltige Lösungen und innovative Ideen“ im Angebot zu haben. Das übliche Konsum-Blabla von Händlern, die zwar Bauern mit ihrer Preisdrückerei in den Ruin treiben, aber sich zur Tarnung an angeblich junge Trends heranwanzen und dann in einen „nachhaltigen“ Dummdeutschjargon verfallen, als ob sie getrocknete Bananenschalen geraucht hätten.

Irgendwann ist das Andere eben das Eine, das Progressive wird zu Aldi. Dann erhebt sich das Müllige, Kitschige und Schlechte zum „Kultobjekt“, und Lars Eidinger latscht mit einer stilisierten Aldi-Tüte prominent durch eine Hochglanzfotoserie. Und nun eben mit Aldi-Rucksack. Wobei, hier fehlt leider der Eidinger-Effekt bei der Promotion, für solch einen teuren „Kultstar“ waren die Aldis bestimmt einfach zu geizig.

Lieber präsentieren sie ihren scheußlichen Müllbeutel für den Rücken in Kotz-Blau und Darm-Rot, damit man bereits beim Einkauf weiß, welchen Weg allen Seins die Billigwaren gehen werden. Doch auch dieser „wiederverwendbare Tragerucksack“ wird seine Liebhaber finden. Schließlich kostet das gute Stück nur 79 Cent.

„Simple Lösungen – das passt zu Aldi“, meint eine zuständige Kraft, die den voluminösen Titel „Director Corporate Responsibility and Quality Assurance bei Aldi Nord“ trägt. Und das ist ja auch kein leichter sprachlicher Rucksack, den zu füllen es jede Menge Binsen und Banalitäten im Namen der „Qualitätssicherung“ braucht. Aldi hat jetzt Rücken!