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Auszeichnung für amerikanische Geisteswissenschaftlerin

Die US-amerikanische Politikwissenschaftlerin und Altphilologin Danielle Allen erhält den Kluge-Preis, einen mit 500.000 Dollar dotierten internationalen Wissenschaftspreis, für herausragende Arbeiten in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Allen, geboren 1971, ist Professorin an der Harvard University und Direktorin des Edmond J. ­Safra Center for Ethics in Harvard. Auf Deutsch erscheint gerade im Suhrkamp Verlag ihr Buch „Politische Gleichheit“. Darin fragt sie: Wer hat Macht und aufgrund welcher institutionellen Strukturen, Ressourcen und Möglichkeiten? Kann es sein, dass wir in den letzten Jahrzehnten im Schatten eines abstrakten liberalen Gleichheitsideals verlernt haben, die konkreten Machtverhältnisse und Ungleichheiten unserer Gesellschaften zu sehen? Die Frage politischer Gleichheit verfolgt sie von der Antike bis zur Gegenwart.

Kriegsverbrechen in Serbien erinnern

Für Massenmorde und Vertreibungen während des Bosnienkrieges (1992–1995) hat das Jugoslawien-Tribunal in Den Haag den bosnischserbischen Armeeführer Ratko Mladić in erster Instanz zu lebenslanger Haft verurteilt. In Serbien wird bis heute verdrängt und verschwiegen, dass Mladić im Auftrag der damaligen serbischen Führung unter Slobodan Milošević (1941–2006) einen Vernichtungskrieg gegen bosnische Muslime und Kroaten geführt hatte. Gewissermaßen als Intervention gegen das Vergessen zeigt der serbische Künstler Vladimir Miladinović in der Belgrader Galerie Eugster „The Notebook“ (Das Notizheft). Der 1981 geborene Künstler widmet sich dem Kriegstagebuch von Mladić, das 2010 bei einer Hausdurchsuchung sichergestellt wurde. Er geht von der englischen Fassung aus, die das Haager Tribunal erstellte und als Beweismittel im Mladić-Prozess verwendete. Die 400 Seiten dieser Version zeichnete der Künstler mit einer Tuschfeder Wort für Wort nach, die einzelnen Blätter fügte er zu der in formaler Strenge konzipierten Ausstellung zusammen. „Mir ging es darum, sichtbar zu machen, wie die Evidenz für dieses Gericht produziert wird“, sagte Miladinović der Deutschen Presse-Agentur. „Können wir eine symbolischen Raum schaffen, in dem wir uns vorstellen können, was passiert ist?“ Tatsächlich lassen die nüchternen Tagebuchblätter die in der Realität begangenen Verbrechen kaum erahnen. Mladić notierte Truppenbewegungen, Operationspläne und Gespräche mit Politikern in einer sterilen militärisch-bürokratischen Sprache. Erst im Diskurs über die Kontexte lässt sich erschließen, was die Philosophin Hannah Arendt im Zusammenhang mit den Naziverbrechen die „Banalität des Bösen“ genannt hat.

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