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Aggressiv wegen Bier

Zu den von der taz berichteten gewaltsamen Demo-Einsätzen schildert die Polizei jetzt ihre eigene Version

Auf dem der taz vorliegenden Foto kniet ein Polizist am oder auf dem Hals eines am Boden liegenden Menschen

Von Gernot Knödler

Zu zwei gewaltsamen Polizeieinsätzen auf der Demo gegen rassistische Polizeigewalt vor einer Woche hat jetzt die Polizei ihre Version der Dinge geschildert. Sie rechtfertigt ihr robustes Vorgehen damit, dass Gegenstände auf Polizeibeamte geworfen worden seien.

Auf einem der taz vorliegenden, nicht veröffentlichten Foto kniet ein Polizist am oder auf dem Hals eines am Boden liegenden Menschen – ein Bild, das auf fatale Weise an jene aus Minneapolis erinnert, wo ein Polizist einen schwarzen Mann erstickte, was weltweit Proteste auslöste.

Die Fotografin berichtete, der Mann habe friedlich vor einem Transparent gesessen, das an einem Bauzaun am Reesendamm hing. Dort habe ihn ein Polizeitrupp weggezerrt, „brutal zu Boden gebracht, später wieder aufgestellt, durchsucht und später in Handschellen abgeführt“.

Nachdem die Polizei zunächst nur mitgeteilt hatte, hier sei es um eine „Festnahme nach versuchter gefährlicher Körperverletzung gegangen“, wurde sie jetzt deutlicher: Der Mann habe mit zwei anderen auf dem Rathausmarkt gesessen und Bier getrunken. Die Polizei habe ihn im Zuge der Räumung des Platzes aufgefordert wegzugehen und ihn schließlich weggeschubst und weggeschoben.

Daraufhin habe sich der Mann umgedreht, die Beamten zunächst mit Bier bespritzt und dann eine Dose auf sie geworfen. Ob jemand getroffen wurde, sei nicht bekannt. Ihm werde versuchte gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Auf einem zweiten, in der taz veröffentlichten, Foto sprüht ein Polizist ebenfalls am Rathaus Pfeffer auf eine schwarze Frau. Sie soll, so der Vorwurf der Polizei, eine gefüllte Bierdose auf Polizisten geworfen haben. Sie habe zu einer Gruppe gehört, aus der schon zuvor Gegenstände geworfen worden seien und die unter Androhung von Zwangsmitteln zum Weggehen aufgefordert worden sei. Der Frau werde Landfriedensbruch und versuchte gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Für den Fotografen Leo Schneider, der die Szene eingefangen hat, war der Einsatz gegen die augenscheinlich eher zum Einkaufen als zum Demonstrieren angereisten Leute überzogen. Den Sinn der Aktion und „das aggressive Verhalten gegen friedliche Personen“ habe keiner der Passanten verstanden.

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