Der fotogene Flosbach und die Judoka

taz geht wählen – die Serie zur Bundestagswahl am 18. September. Die 64 nordrhein-westfälischen Direktwahlkreise im Porträt. Wer kämpft um die Direktmandate? Wer sind die Außenseiter? Wer gewinnt? Heute: Oberbergischer Kreis

Oberbergischer Kreis?

Der Wahlkreis 100 liegt im Süden Nordrhein-Westfalens, grenzt an den Kreis Olpe und den Rhein-Sieg-Kreis. Bekannt für seine Mühlen gehört der Oberbergische Kreis zum Naturpark Bergisches Land und gilt als Erholungsgebiet für Feinstaub geplagte Bürger aus NRW und den Niederlanden. Das vorherrschende Gestein ist hier die Grauwacke, die vereinzelt noch in Steinbrüchen abgebaut wird. Nicht grau, sondern schwarz wird der 290.000 Einwohner starke Wahlkreis derzeit im Bundestag repräsentiert.

Wer verteidigt den Wahlkreis?

Klaus-Peter Flosbach (CDU). Der 53-jährige ist selbständiger Wirtschaftsberater und Vater dreier Kinder. Verheiratet ist er mit der Rechtsanwältin Eva Grommes-Flosbach. 2002 bekam er 45,2 Prozent der Wählerstimmen in seinem Wahlkreis. Auf seiner Homepage kann man ihn auf vielen Fotos bewundern: Klaus-Peter Flosbach neben Angela Merkel, Klaus-Peter Flosbach neben Josef Kardinal Ratzinger, Klaus-Peter Flosbach am Schreibtisch in seinem Berliner Büro und Klaus-Peter Flosbach auf dem Flur vor seinem Berliner Büro. Bleibt abzuwarten, ob in Kürze weitere Fotos aus Berlin folgen werden.

Wer will den Wahlkreis?

Die ehrenamtliche Vizepräsidentin des Deutschen Judobundes. Für alle Nichtkenner dieser Volkssportart: gemeint ist Michaela Engelmeier-Heite (SPD). Die 44-Jährige studierte sieben Semester lang Wirtschaftswissenschaften, inzwischen ist sie Erzieherin und Mutter zweier Kinder. In ihrer Sportlerlaufbahn schaffte sie es sogar bis in die Deutsche Judo-Nationalmannschaft. Ob ihre politische Karriere ebenso erfolgreich verläuft, bleibt abzuwarten. Immerhin wurde sie mit einem Spitzenergebnis von 99 Prozent auf ihren Landeslistenplatz gewählt – allerdings handelte es sich dabei nur um den völlig aussichtslosen Platz 47.

Die großen Außenseiter?

Sylvia Bruns von der FDP ist optimistisch, humorvoll, flexibel und verantwortungsbewusst – so beschreibt sie sich zumindest selbst auf ihrer Homepage. Die 36-jährige ist Politologin und landete auf dem 16. Listenplatz. Damit braucht sie schon eine gehörige Portion Optimismus, wenn sie glaubt, ab September in Berlin ihre Flexibilität unter Beweis stellen zu können.

Für die Grünen tritt der 39-jährige Wirtschaftspädagoge Andreas Schmitz an. „Mach Mit!“ fordert der grüne Wahlkampfslogan. Das klingt besser als „Wähl Mich!“ und vielleicht hilft es ja auch. 2002 machten bei dem grünen Wahlprogramm im Oberbergischen Kreis nämlich nur 3,8 Prozent der Stimmberechtigten mit. Bleiben noch die Dunkelroten. Was die WASG betrifft: Die hat bei ihrem Kreisparteitag am 20. Juli beschlossen, sich am Bundestagswahlkampf der Linkspartei gar nicht erst zu beteiligen, schreibt sie auf ihrer Webseite.

taz-Prognose

Flosbach wird wohl auch in Zukunft schöne Fotos aus Berlin schießen. Und Engelmeier-Heite kann sich weiterhin dem Kampfsport widmen.CORNELIA LAUFER