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Archiv-Artikel

Ab Montag herrscht Funkstille

Das Sender- und Funktechnikmuseum in Königs Wusterhausen erinnert an historischem Ort an die Ursprünge des deutschen Rundfunks. Am Sonntag öffnet es zum letzten Mal. Die Telekom, der das Grundstück gehört, hat andere Pläne für das Gelände

von Tania Greiner

Morgen wird Gerhard Schulz ein letztes Mal „seinen Diesel“ anwerfen. Immer am Wochenende bringt der ehemalige Maschinentechniker den 60 Jahre alten Motor auf Touren. Dann tummeln sich vorwiegend männliche Besucher im Vorführraum des Sendehauses I der einstigen Hauptfunkstelle der Deutschen Reichspost. Das historische Gebäudeensemble auf dem Funkerberg bei Königs Wusterhausen beherbergt seit zehn Jahren das Sender- und Funktechnikmuseum. Ein geschichtsträchtiger Ort: Hier wurde im Jahr 1920 zum ersten Mal in Deutschland ein Live-Konzert ausgestrahlt. Seitdem gilt der Ort als Wiege des deutschen Rundfunks.

Der Dieselmotor erzeugte einst Strom für die Senderanlagen und gilt den Museumsbetreibern als Glanzstück ihrer Sammlung. Allerdings wird das technische Kleinod schon bald hinter verschlossenen Türen stehen. Denn die Deutsche Telekom AG hat als Grundstückseigentümerin andere Pläne für das etwa 150 Hektar große Gelände.

Am 12. April flatterte die Hiobsbotschaft per Fax in die Museumsräume des Fördervereins „Sender Königs Wusterhausen“. „Uns wurde mitgeteilt, dass zum 31. Juli der fünfjährige Mietvertrag mit der Immobiliengesellschaft Sireo, einer Telekom-Tochter, definitiv auslaufe“, sagt Wolf-Dieter Säuberlich, Sprecher des Vereins. Als Abnahmetermin habe die Sireo den 3. August genannt. Dann sollten die Räume „besenrein geräumt“ sein. Weil die Telekom durch Medienberichte unter Druck geriet, bot sie in der vergangenen Woche dem Land Brandenburg den Kauf des Geländes für einen symbolischen Euro an. Allerdings habe das Land, so der Vereinssprecher, den Kauf bereits abgelehnt. Begründung: Die Betriebskosten seien zu hoch, laut Telekom 500.000 Euro im Jahr. Kommune und Landkreis Dahme-Spreewald prüften zurzeit das Kaufangebot. Außerdem werde, unterstützt durch Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU), versucht, alle Parteien an einen Tisch zu bringen.

„Die Telekom kann das Museum aus Kostengründen nicht halten“, erklärte Telekom-Sprecher Andreas Middel gestern der taz. Schließlich zahle die Telekom bereits sieben Millionen Euro pro Jahr in die Museumsstiftung Post und Telekommunikation ein. Die unterstützt die Museen für Kommunikation in Berlin, Hamburg, Frankfurt und Nürnberg. Deshalb wolle man das Gelände über die Konzerntochter Sireo vermarkten lassen. „Genaue Bebauungspläne liegen derzeit noch nicht vor“, so der Pressesprecher gestern. Erst müsse die Räumung der Sendehäuser vollzogen sein, um über weitere Nutzungspläne reden zu können. Der Förderverein sieht das anders. Seit Jahren liege der Stadt ein Bebauungsplan für das Gelände vor, der ein Villenviertel vorsehe. Was mit den Sendehäusern passieren wird, ist unklar. Abreißen kann man sie nicht, sie stehen unter Denkmalschutz.

Für die Mitglieder des Fördervereins ist das Vorgehen der Telekom nicht nachvollziehbar. „Die Telekom hat uns all die Jahre finanziell sehr unterstützt“, sagte Säuberlich gestern der taz. Völlig unerwartet sei die Nachricht gewesen, dass der Konzern das Museum nun fallen lasse. Das Sendermuseum zahlte sieben Jahre lang gar keine Miete an die Telekom, in den vergangenen fünf Jahren beteiligte es sich jährlich mit 2.500 Euro an den Betriebskosten. „Hier sind Tonnen von Arbeit reingeflossen“, meint Gerhard Schulz. Insgesamt 150 ABM-Kräfte hätten das Museum aufgebaut. Am 3. August könnte es zur Konfrontation kommen: Der Förderverein will die Räume nicht übergeben und hat bis jetzt darauf verzichtet, die historischen Maschinen zu entfernen. Auch der „Diesel“ bleibt vorerst an Ort und Stelle.