Geldmangel verhindert Therapien

TRANSPLANTATIONEN Ob Uniklinik oder kleines Krankenhaus: Die Ärzte sollen vor allem sparen

BERLIN taz | Wachsender ökonomischer Druck auf Ärzte und Kliniken begünstigt nach Einschätzung führender Transplantationsexperten ärztliches Fehlverhalten an den 48 deutschen Transplantationszentren.

„Der wirtschaftliche Druck, der von den Controllern auf die Ärzte ausgeübt wird, ist mitunter immens. Das betrifft kleinere Häuser wie Unikliniken gleichermaßen“, so der designierte Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Helmut Arbogast. Bereits zu Jahresanfang müssten die Kliniken verbindliche Prognosen über die Anzahl ihrer Transplantationen treffen. Erfüllten sie diese dann nicht, habe das finanzielle Auswirkungen und bedrohe mitunter sogar die Existenz der Transplantationszentren. „Wir Ärzte werden durch pekuniäre Zwänge dazu ermutigt, nicht unbedingt die für den Patienten bestmögliche Therapie auszuwählen, sondern eine preiswerte“, so Arbogast.

Ähnliche Kritik äußerte der Leiter des Transplantationszentrums an der TU München, Uwe Heemann: „Je mehr transplantiert wird, desto mehr Geld gibt es. Klar ist das ein Fehlanreiz.“ Weiter sagte Heemann: „Viele Interessenkonflikte, in die Ärzte geraten, sind dem Organmangel geschuldet.“ Solange dieser Mangel bestehe, werde „jeder Arzt versuchen, dass der eigene Patient ein Organ bekommt“.

Als Ausweg aus diesem Dilemma und dank des medizinischen Fortschritts würden in Deutschland zunehmend auch Organe verpflanzt, die vor 20 Jahren noch verworfen worden wären, so Arbogast. Sogar Organe von Hepatitis-Infizierten und HIV-Positiven würden nicht mehr abgelehnt. HH

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