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Mehr Schein als Sein

Manfred Quiring analysiert die Großmacht Russland

Manfred Quiring: „Russland. Auferstehung einer Weltmacht?“.Ch. Links Verlag, Berlin 2020, 240 Seiten, 20 Euro

Von Barbara Oertel

Manfred Quiring hat lebenslänglich. Der langjährige Moskau-Korrespondent a. D. begibt sich immer wieder in die Untiefen russischer Politik. „Russland – Auferstehung ­einer Weltmacht?“ heißt sein neues Buch, und um es gleich vorweg zu nehmen: Quiring, der auch die letzten Winkel des einstiges Riesenreiches aus eigener Anschauung kennt, ist ein Putin-Versteher – wenngleich auf eine etwas andere Art. Denn er leiert nicht das immer gleiche Narrativ des bösen Westens herunter, der in Gestalt der Nato bis an die Grenzen Russlands vorgerückt sei, farbige Revolutionen in den Ex-Sowjetrepubliken anzettelte und mit der „faschistischen Junta“ in Kiew gemeinsame Sache macht.

Stattdessen durchleuchtet Quiring die innenpolitischen kleptokratischen Machtstrukturen sowie die Befindlichkeiten der RussInnen, um Moskaus Außenpolitik zu analysieren. Dabei zeigt sich, dass jeder Schritt, ob nun in der Ukraine, Syrien oder auf dem afrikanischen Kontinent, einem Ziel folgt: den einstigen Großmachtstatus wiederherzustellen. Dass es dabei oft mehr um Schein als Sein geht, merken jedoch selbst Kreml-nahe Beobachter an, die bei Quiring ausführlich zu Wort kommen. Wie also umgehen mit diesem Russland, dem Präsident Wladimir Putin ob der jüngsten Verfassungsände­rungen noch einige Zeit erhalten bleiben könnte? Glücklicherweise verzichtet Quiring auf längliche politikberatende Diskurse, nur so viel: Gemeinsamkeit, Entschlossenheit und Illusionslosigkeit seien die Schlüsselworte für die Europäer, wenn es um das Verhältnis zu Moskau gehe, schreibt er.

Das kann man anders sehen und weiter auf Kompromissbereitschaft setzen. Wer das tut, sollte sich diese Lektüre sparen und lieber auf AutorInnen wie Gabriel Krone Schmalz zurückgreifen.

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