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Jan-Paul Koopmann Popmusik und EigensinnSpenden aus klammer Kasse

Foto: privat

Musiker*innen sind interessanter als ihre Musik – da sind sich Feuilleton und Fans ausnahmsweise mal einig. Und wo Musiker*innen gerade eh nicht öffentlich musizieren dürfen, ist es dazu sogar noch wahr. Das Genre „Was macht eigentlich ...?„ ist jedenfalls unerwartet aufregend geworden in den letzten Wochen, auch weil inzwischen doch mehr dabei herumkommt, als dass jemand bunte Masken näht. Beim Rap war der Spagat zwischen genrekonform konstruierten Kunstfiguren und authentischem Empfinden immer schon das Aufregendste. Ganz ohne Spott: Auch als mir gitarrenfixiertem Jugendlichen die Musik noch komplett egal war, habe ich schon gerne zugehört, was diese Menschen zu sagen haben. Wie MC Soundso und DJ Dingsbums in strenger Form zum Ausdruck bringen, was Florian und Max von der Welt halten.

Und das kommt heute zurück. Bei Flo Mega zum Beispiel, auch wenn der inzwischen vom Bremen-Rap zum Soul rübergemacht hat. Seine „Nachtgedanken (aus der Creatäne)“ haben einen Nerv getroffen, der coronomäßig auch bei mir schon blank lag. „Wir schauen heute eine Serie auf der großen Couch / Die Kinder sind zu Haus / Die Hausaufgaben oben drauf / Unser kleines Restaurant unter dem Balkon / hat gerade angefangen zu laufen, / sodass es sich lohnt“ und so weiter. Da sitzt er als Künstler und grübelt über Kohle, die es eh nie wirklich gab, über die Blutsauger der Kulturindustrie und schaut dann aber eben auch rüber nach Moria auf Lesbos, wo es wirklich schlimmer ist. Darum muss es eben gehen: Kurshalten im Bermudadreieck aus Virusangst, Geldnot und menschenverachtendem Normalzustand, der eben keine Pause macht.

Das ist Horror undein Text, der so wahr ist,dass er zynisch klingt

Noch deutlicher wird’s im neuen Song, „Hör nicht auf“, den Flo Mega mit alten Bekannten wie Toni L aufgenommen hat, mit Spax, Sleepwalker und DJ Stylewarz. Das Video zeigt die Wasserobefläche von unten, wo Menschen durchbrechen. Das ist Horror, ja, und ein Text, der so schlicht und wahr ist, dass er zynisch klingt: „Hör nicht auf, zu überleben“, heißt es, und der verzweifelte Wunsch meint auch ein Weiterstreiten gegen das Massensterben – trotz eigener Sorgen. Ein Großteil des Gewinns von Song und Shirt geht über „Rap for Refugees“ und die Initiative Lesvos Solidarity nach Moria. Das ist mehr als nur ein punktgenauer Corona­soundtrack fürs Befinden.

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