WAS MACHT EIGENTLICH ... der Granit-Lenin?
: Angegraben werden

Seinen Platz in der Filmgeschichte hat er sicher: der fast 20 Meter hohe Lenin aus rotem Granit, der bis 1991 auf dem heutigen „Platz der Vereinten Nationen“ in Friedrichshain stand. In „Good Bye Lenin“ ließ ihn Regisseur Wolfgang Becker in einer magischen Szene durch die Lüfte schweben – tatsächlich gibt es Fotos vom realen Abriss des Denkmals, wie der riesige Kopf, an Stahlketten hängend, vor Plattenbauten stoisch guckt, als er auf einen Tieflader gehievt wird.

Als „Sieg des Sozialismus“ pries Walter Ulbricht das Denkmal bei dessen Einweihung 1970. Als es dann mehrere Wochen lang abgerissen wurde, gab es Proteste, Mahnwachen, ja die taz kümmerte sich in einem Aufruf um eine Bleibe für das abgerissene Denkmal. Die 125 Granitblöcke der Skulptur lagern nämlich seit 14 Jahre im Müggelheimer Wald. Vergraben, „ärchäologisch konserviert“ – und lange bewacht von einem Oberförster namens Marx.

Souvenirjäger buddelten in den vergangenen Jahren jedoch Löcher ins Depot, beschädigten das Denkmal stark, ehe zum dessen Schutz neue Sandschichten aufgeschüttet wurden. Nun will sich auch Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) der Sache annehmen: Als Deponiegut solle das Denkmal nicht enden, neue Ideen für Lenins Verbleib seien willkommen.

„Der Totempfahl der untergegangenen DDR“ nannte der Spiegel das Denkmal. Die Abrissarbeiter erhielten Polizeischutz. Vielleicht kann man heute etwas gelassener über die Zukunft des Granit-Lenins reden. GES
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