: Dritte Welt in Los Angeles
betr.: „U-S-A! U-S-A!“, Michael Strecks Abschiedskolumne, taz vom 25. 7. 05
Nun ja, ich will nicht widersprechen, dieses große, weite Land wirkt anders, als es Europa je können wird. Ich will auch nicht bestreiten, dass es diesen sprichwörtlichen Weg von unten nach oben immer noch gibt, auch den mit der zweiten Chance. Den gibt’s bei genauem hinschauen auch in Deutschland, siehe Öger Tours.
Was ich zu bedenken gebe, wenn ich die USA ansehe, sind dieselben Erscheinungen in der Gesellschaft, wie wir sie von Europa kennen. Ich glaube nicht, dass mit dem Artikel Down Town Alt Los Angeles beschrieben wurde. Wer hierher kommt, der sieht sich in eine Stadt der Dritten Welt versetzt. Wer in San Francisco etwa ein bis zwei Kilometer in südlicher Richtung auf der Straße Embarcadero geht, wird auch einen gewissen Wechsel des Ambiente feststellen.
Wohl kaum ein mitteleuropäischer Bauer wird mit einem Farmer in Idaho tauschen wollen. Oder wer das Farmland an der nordkalifornischen Küste besucht, findet keine 50 Kilometer von den Touristenrouten bittere Armut. Es gibt die USA von unten, die sollte der Autor nicht vergessen. Ich kenne New York nicht, der viel beschriebene „Schmelztiegel“ hat sicher auch seine Hot Spots. Von Kalifornien wird in dieser Hinsicht ja immer Gutes berichtet. Man frage nach und erfahre von gewissen Animositäten zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Die dokumentieren sich unter anderem immer wieder „dezent“ in der Bewegung von Immobilienkosten.
Wie in Deutschland ist das „Offshoring“ in Mode gekommen. Die Inder müssen nicht mehr nach Kalifornien kommen, um dort Software zu entwickeln. HP und andere sind schon eine Weile dabei, in einigen Bereichen im Silicon Valley das Licht auszumachen. Man geht an billigere Standorte in den USA oder nach Asien.
CARSTEN D. BRINK, Gauting