: Experten: Die Betriebsrente ist sicher
ALTER In den Pensionskassen der Unternehmen klafft ein Milliardenloch – weil die Zinsen derzeit niedrig sind. Rentenausfälle sind aber nicht zu befürchten
HAMBURG taz | Wie sicher sind Betriebsrenten? Laut der Financial Times Deutschland klafft in den betrieblichen Rentenkassen ein Milliardenloch. Schuld seien die derzeit niedrigen Zinsen, Unternehmen könnten das Geld für die Rente ihrer Mitarbeiter also kaum gewinnbringend anlegen. Dennoch gilt die betriebliche Altersvorsorge in Deutschland als besonders sicher. Unsicher ist allerdings die Rendite, die Betriebsrentner später beziehen werden.
Denn die Risiken sind unübersichtlich: Von einer Pensionszusage bis zur ersten Auszahlung an den Mitarbeiter können Jahrzehnte vergehen. Bis dahin müssen die Gelder, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer einzahlen, sicher und ertragreich bei Unterstützungskassen, Pensionsfonds oder anderen Versorgungsträgern angelegt werden. Bereits im Juli hatten Branchenvertreter im Fachblatt Versicherungsjournal den medialen „Rentenalarm kritisiert“: Im Regelfall sei die Betriebsrente von Unternehmen in ihrer Bilanz über entsprechende Rücklagen ausreichend abgesichert.
Wirklich heikel wird es nur, wenn eine Firma pleitegeht. Doch dann greift als letzter Rettungsanker der Pensionssicherungsverein (PSV) ein. 2011 geschah das in 496 Fällen, betroffen waren weniger als 20.000 Beschäftigte. PSV-Vorstand Hans Melchiors gibt denn auch Entwarnung: Die Betriebsrente in Deutschland sei „ein ganz, ganz sicheres System und sehr leistungsfähig“. Der Pensionssicherungsverein ist eine öffentlich-rechtlich organisierte Solidargemeinschaft, in dem die Höhe der Versicherungsprämien der 92.000 angeschlossenen Unternehmen dem jährlichen Schadensverlauf angepasst wird.
Das Sicherungssystem ruht vor allem auf den Schultern der Großen: Fünf Prozent der Mitglieder zahlen laut PSV 90 Prozent der Beiträge. Als größter Zahler gilt Siemens. Lediglich Firmen, die hohe Rentenzusagen an ihre Beschäftigten gemacht haben, tun sich mit den niedrigen Zinssätzen schwer. Bei einer längeren Zinsflaute müsste eine Firma aus ihren Gewinnen die Renten entsprechend aufstocken.
HERMANNUS PFEIFFER
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