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Archiv-Artikel

kurzkritik Der Zeit voraus

Wenn das letzte Gitarrensolo gespielt, alle Wut hinausgeschrien und weggetrommelt wurde, dann würden wir uns langweilen. Das wäre die Zeit für ein Konzert der vier schwermütigen Schwedenjungs von Logh. Die aber jetzt bereits im Römer gastierten. Frei und losgelöst nimmt das Quartett alles zurück, was Rockklischee war, und bezieht sich auf Songstruktur. In dezenter Zeitlupe und entspannter Eleganz werden über immer ähnliche Harmonieentwicklungen die melodischen Kürzel als melancholische Skizzen manisch wiederholt. Mit leidenschaftlich verdichtetem Zusammenspiel inszenieren Logh Klanglandschaften zwischen gepflegter Tristesse und zelebrierter Monotonie. Schwermütig durchflüstert von Gesangslinien, die in Schüchternheit verharren. Aber dann fällt Logh sich mit zärtlicher Brachialität immer wieder selbst ins Wort. Erinnerungen an die Rockvergangenheit mit all ihren Gefühlsverwirrungen. Also: rhythmische Beschleunigung, gitarriertes Aufbrausen, elektronische Störgeräusche. Crescendo, Klimax, Auflösung. Danach wieder: leise weggetrödelte Töne. Logh präsentiert sich als Meister eines spannungsreich ausgereiften Wechselspiels von Ruhe und Lärm, von Postrock-Himmel und Rockmusik-Hölle. Schönheit, wehmütige.

Jens Fischer