wie machen sie das?: Der Papierfliegerbauer
Uwe Heidemann, 61, baut seit 25 Jahren Papierflieger. Er arbeitet als Hausmeister in einer Grundschule in Maxdorf, Rheinland-Pfalz.
taz am wochenende: Herr Heidemann, Sie bauen Papierflieger, die gut fliegen und lange in der Luft bleiben. Wie machen Sie das?
Uwe Heidemann: Die Stabilität ist wichtig. Dazu muss man die Falten gut falzen, mit dem Fingernagel oder einem Bleistift. Kerzenwachs in den Steg streichen hilft auch – dann nimmt das Papier nicht so schnell Feuchtigkeit auf und durch die Klebewirkung wird der Flieger stabiler. Und ganz wichtig: richtig trimmen.
Wie geht das?
Die Flügel hinten an den Tragflächen ein ganz kleines bisschen hochbiegen, vielleicht einen halben Millimeter. Und sie müssen leicht nach oben zeigen, wie ein V. Dann hat die Luft die besten Gleitbedingungen.
Kann man einen schlecht fliegenden Flieger retten?
Ja, durch Gegensteuern. Wenn er zum Beispiel immer eine Linkskurve fliegt, dann am hinteren Ende unten den Steg ein bisschen nach rechts biegen. Und dann weiter ausprobieren.
Haben Sie einen Lieblingsflieger?
Der Fusion. Er sieht ein bisschen aus wie ein Nachtfalter und flattert regelrecht in der Luft. Der Fusion ist ein Gleiter, der schön lange in der Luft bleibt. Er ist relativ einfach zu falten, hat aber eine außergewöhnliche Verschlussfaltung, dadurch blättert er beim Fliegen nicht auf.
Woher kommt Ihre Begeisterung?
Ich habe an der Grundschule gerne Papierflieger mit den Schülern gebastelt, 1995 bekam ich dann ein Papierfliegerbuch zum Geburtstag. Da fing es an. Seither probiere ich jede Anleitung aus, die ich in die Finger kriege. Ich sammle Bücher dazu. Und das Schöne ist: Egal, wo man ist, Papier findet sich überall.
Muss es immer das klassische Kopierpapier sein?
A4-Papier mit 80 Gramm eignet sich am besten für die meisten Modelle. Ich habe aber auch schon Flieger aus Teebeutelpapier gebaut, das ist schön leicht. Auch sehr gut geht Backpapier. Und Papier, das schon einmal durch den Drucker ging, lässt sich leichter falten. Aber funktionieren tut es auch mit jedem Flyer, der irgendwo rumliegt.
Wie viele Papierflieger falten Sie so am Tag?
Meistens so vier. Das hat auch einen meditativen Charakter. Und auf der Arbeit kommen die Kinder natürlich immer in den Pausen und wollen mit mir Flieger falten.
Kriegen Sie jede Anleitung sofort hin?
Nein. Manche Faltungen muss man gezeigt bekommen oder richtig lange ausprobieren, das bekomme ich auch nicht beim ersten Mal hin. Es gibt japanische Faltungen, die ergeben eine richtig plastische Fliegerform – aber da faltet man schon auch mal 20 Minuten oder länger dran.
Interview:
Christina Spitzmüller
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