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heute in hamburg„Vorbereitung für einen Kriegsfall“

Infoabend und Diskussion: US-Großmanöver „Defender 2020“, 19 Uhr, Bürgerhaus Wilhelmsburg, Mengestraße 20, Eintritt frei

Interview Yasemin Fusco

taz: Frau Humburg, was ist „Defender 2020“?

Jella Humburg: Hinter „Defender 2020“ verbirgt sich ein großes Übungsmanöver von insgesamt 37.000 Streitkräften unter der Leitung der USA, an dem rund 18 Nato-Staaten beteiligt sind. Defender 2020 findet von Februar bis Mai in Deutschland statt und soll Verschiebungen von Soldaten, von denen 20.000 extra aus den USA einreisen, in Richtung Russland für einen ernsten Kriegsfall vorbereiten.

Gibt es dafür einen konkreten Anlass?

Das Manöver ist eine logische Folge der Anfang 2018 verkündeten, neuen Militärstrategie der USA. In der steht, dass nicht mehr der internationale Terrorismus im Vordergrund steht, sondern, wie von einem Sprecher des US-Verteidigungsministers Mark Esper auf der Münchner Sicherheitskonferenz klar gemacht wurde, Russland und China als Hauptgegner der USA gesehen werden.

Gab es nicht schon vorher solche Großmanöver?

Schon seit der Ukraine-Krise 2014 wurde die dauerhafte Präsenz von Nato-Truppen in Osteuropa verstärkt. Dieses Manöver steht aber schon für sich, weil die Größenordnung einer Kampfdivisionsstärke entspricht und die Durchführung des Manövers alle zwei Jahre dafür sorgen soll, dass im Kriegsfall die Infrastruktur und die Zusammenarbeit über Staatsgrenzen hinweg reibungslos funktioniert.

Welche Rolle spielen die Deutschen in diesem Manöver?

Foto: privat

Jella Humburg, 37, ist Stadtplanerin und engagiert sich in der Friedensinitiative Hamburg Süd.

Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer signalisiert deutlich die Unterstützung dieses Manövers durch Deutschland auch durch zivile Organisationen wie der Polizei oder selbst der Deutschen Bahn. Die stellt die Infrastruktur für dieses Großmanöver und sogar eigens dafür gebaute Güterwaggons zur Verfügung. Kramp-Karrenbauer appelliert also an zivile Institutionen, damit dieses Manöver gelingt. Militärische Transporte haben während des Manövers sogar Vorrang vor zivilen Transporten.

Wo ist da der große Aufschrei der Friedensbewegung?

Noch fehlt er in der Breite. Ich denke aber, dass er sich formieren wird. Viele Bewegungen sind jetzt in der Vorbereitung vieler gemeinsamer Aktionen: Beispielsweise auf Bahnhöfen, um Reisende aufzuklären oder auch zentrale Aktionen, die Großdemonstrationen. Das Vorbild ist der Krefelder Appell aus 1980 gegen den Nato-Doppelbeschluss. Dieser Appell hatte hunderttausende Unterstützer aus breiten, außerparlamentarischen Initiativen.

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