das portrait
: Julia Hamburg wird mit 33 Jahren Chefin ihrer Fraktion

Ist noch jung, hat in der Politik aber viel Erfahrung: Julia Hamburg Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Also, noch sei sie ja nicht gewählt, sagt Julia Hamburg als erstes am Telefon. In den Medienberichten hätte es teils so geklungen, als sei sie bereits Fraktionschefin der Grünen im niedersächsischen Landtag. Aber nein: Erst am 17. März wird die Fraktion abstimmen. Hamburg ist aber die einzige Kandidatin, wie die Fraktion am Montag mitgeteilt hatte.

Nachdem die bisherige Fraktionschefin Anja Piel angekündigt hatte, im März für den Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes kandidieren zu wollen, wurde in Hannover die Frage diskutiert, wer wohl ihre Nachfolge antreten würde. Männer, die oft in der ersten Reihe stehen, gibt es in Piels Team einige: Ex-Landwirtschaftsminister Christian Meyer, Ex-Umweltminister Stefan Wenzel und auch der Parlamentarische Geschäftsführer Helge Limburg. Durchgesetzt hat sich nun eine junge Frau mit viel politischer Erfahrung. Hamburg ist erst 33 Jahre alt, aber im Parlament bereits seit 2013. Als damals jüngste Abgeordnete hatte sie ihr Politikstudium auf Eis gelegt.

Der Partei ist Hamburg 2007 beigetreten. Sechs Jahre zuvor hatte sie angefangen, sich politisch zu engagieren, nachdem Gerhard Schröder (SPD) als Bundeskanzler die Vertrauensfrage gestellt hatte und sie befürchtete, dass es mit der ersten rot-grünen Bundesregierung schon wieder zu Ende gehen sollte. „Dabei bin ich mit der Grünen Jugend in Kontakt gekommen“, sagt Hamburg, „und habe schnell gemerkt, dass dort die richtigen Debatten geführt werden“. Ein Jahr nach ihrem Grünen-Beitritt wurde sie Sprecherin der Grünen Jugend. Einen ersten Erfolg hatte sie, als die Grünen sich dafür aussprachen, das Wahlalter nicht nur auf 16, sondern auf 14 Jahre abzusenken.

Gehadert habe sie mit ihrer Partei nie, sagt sie, „die Überschneidungen zwischen meinen Überzeugungen und dem Programm sind sehr groß“. Ihr großes Thema ist der Kampf gegen Rechts. In ihrer Fraktion ist sie bisher Sprecherin für Bildung, Queerpolitik, Antifaschismus und Gedenkstätten.

Ziele für ihre Arbeit als Fraktionschefin habe sie, sagt sie, aber darüber möchte sie erst reden, wenn die Fraktion sie gewählt hat. Es gehe ihr aber darum, „die Menschheitsaufgabe Klimawandel auch in Niedersachsen anzugehen und der sozialen Spaltung“ entgegenzuwirken. Der neuen Aufgabe wolle sie sich stellen, da sie das Gefühl habe, „dass wir in unserer Gesellschaft vor großen Herausforderungen stehen“. Und: „Da muss man Antworten geben und eine Verlässlichkeit zeigen – und kann das nicht immer nur von anderen erwarten.“ Eiken Bruhn