Hajo Schiff
Hamburger Kunsträume
: Begegnungen im Guten und im Bösen

Einzelne Bilder oder Objekte, so sie nicht einfach Waren sind, bedürfen als Kunst meist der Erklärung. Da fällt es den bewegten, mit Zeitabläufen und Ton arbeitenden Kunstformen leichter, komplexe Zusammenhänge zu vermitteln. Ein Pionierwerk solcher Videokunst ist zurzeit zu Gast in Hamburg: Die 24 Meter breite Video-Tapete der neuseeländischen Künstlerin Lisa Reihana bildet den Schwerpunkt einer Ausstellung zu pazifischer Kunst im Markk am Rothenbaum. Diese bis 28. Juni gezeigte Mehrfachprojektion zu kolonialen Begegnungen im Guten und Bösen war der offizielle Beitrag ihres Landes zur Kunst-Biennale in Venedig 2017.

Auch im Kunstverein bieten Videos Einblick in andere Länder und Sichtweisen. Die in Hamburg lebende Karimah Ashadu gibt im Rahmen der „ars viva“-Schau Einblicke in sozio-ökonomische Kontexte Nigerias anhand des Lebens von Bandenmitgliedern aus den Slums von Lagos. In einem weiteren Film wird aus der Sicht einer nigerianischen Migrantin der Handel von gebrauchten Automobil- und Elektronikgütern zwischen Hamburg und westafrikanischen Ländern thematisiert und mit Skulpturen komplettiert, die aus gefundenen Materialien vom Restpostenhändler Billstraße in Hamburg hergestellt wurden. Am kommenden Mittwoch um 19 Uhr ist in einem Künstlergespräch von Karimah Ashadu mit der Leiterin der Kunstvereins, Bettina Steinbrügge, Genaueres zu erfahren.

Nicht weit entfernt, in der Galerie Kammer am Münzplatz, zeigt Farideh Jamshidi ihre Collagen-Reliefs, Geisterzeichnungen und ein philosophisches Tempel-Modell. Hier ist es der persische Hintergrund der Hamburger Künstlerin, der in den Werken sichtbar wird. Und bei der Kunstweltreise um den Hauptbahnhof müsste dann noch die junge japanische Malerei in der Galerie Mikiko Sato am Klosterwall betrachtet werden, die mit starkfarbigen Versatzstücken das Universum und das medialisierte Abbild davon ins Bild setzt.

Und noch etwas völlig anderes: Die schöne Zusammenstellung von 60 Bildern der französischen Impressionisten aus der Kopenhagener Sammlung Ordrupgaard ist nur noch bis nächsten Sonntag (1. März) in der Kunsthalle zu sehen.