Galerie im Saalbau
: Im Rausch der Balance mit dem Neuköllner Kunstpreis

Jinran Ha, „Zwei Machthabende und 98 Individuelle“, 2018 Foto: Ines Borchart

Die Preisträger_innen des Neuköllner Kunstpreises, der jährlich an im Bezirk lebende oder arbeitende Kunstschaffende vergeben wird, stehen fest – es eint sie ein Gefühl für Balanceakte. Den 1. Preis erhielt Catherine Evans für ihre Wandinstallation „Standing Stone“. Quarzbrocken halten sich auf grau-rosa Stangen im Gleichgewicht und bilden eine heikle Kartografie, deren Koordinaten Muttermalen auf dem Rücken der Künstlerin entnommen sind.

Wann Macht sich bildet und wie sie kippen kann, scheint „Zwei Machthabende und 98 Individuelle“ zu fragen, Jinran Has zweitplatzierte Skulptur. 98 Metallkleiderbügel fangen im Rausch zweier Ventilatoren langsam an zu klirren, es bildet sich Widerstand. Für „Variations on Line n. 8“ wurde Vanessa Enriquez mit dem 3. Preis gewürdigt. Ihre Installation aus alten VHS-Bändern spielt mit Ein- und Auslassungen des Lichts. Je nach Betrachtungswinkel bilden die Bänder eine flache Wand oder ein gewölbtes Zelt, dessen Rundungen sich wiederum auf der glatten Fläche des dichter geschichteten Fußendes als Dreieck spiegeln. Das ist nicht nur geometrisch feinsinnig, es entsteht auch die lustvolle Fantasie, diese Bänder wieder in Videokassetten einzurollen und sie mit all ihren nun gescratchten und geknitterten Elementen in eine neue Bildwiedergabe zu überführen. nym

Bis 29. 3., Mo.–So. 10–20 Uhr, Karl-Marx-Str. 141