Galerie im Saalbau: Im Rausch der Balance mit dem Neuköllner Kunstpreis
Die Preisträger_innen des Neuköllner Kunstpreises, der jährlich an im Bezirk lebende oder arbeitende Kunstschaffende vergeben wird, stehen fest – es eint sie ein Gefühl für Balanceakte. Den 1. Preis erhielt Catherine Evans für ihre Wandinstallation „Standing Stone“. Quarzbrocken halten sich auf grau-rosa Stangen im Gleichgewicht und bilden eine heikle Kartografie, deren Koordinaten Muttermalen auf dem Rücken der Künstlerin entnommen sind.
Wann Macht sich bildet und wie sie kippen kann, scheint „Zwei Machthabende und 98 Individuelle“ zu fragen, Jinran Has zweitplatzierte Skulptur. 98 Metallkleiderbügel fangen im Rausch zweier Ventilatoren langsam an zu klirren, es bildet sich Widerstand. Für „Variations on Line n. 8“ wurde Vanessa Enriquez mit dem 3. Preis gewürdigt. Ihre Installation aus alten VHS-Bändern spielt mit Ein- und Auslassungen des Lichts. Je nach Betrachtungswinkel bilden die Bänder eine flache Wand oder ein gewölbtes Zelt, dessen Rundungen sich wiederum auf der glatten Fläche des dichter geschichteten Fußendes als Dreieck spiegeln. Das ist nicht nur geometrisch feinsinnig, es entsteht auch die lustvolle Fantasie, diese Bänder wieder in Videokassetten einzurollen und sie mit all ihren nun gescratchten und geknitterten Elementen in eine neue Bildwiedergabe zu überführen. nym
Bis 29. 3., Mo.–So. 10–20 Uhr, Karl-Marx-Str. 141
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen