berliner szenen: Doch noch eine zweite Runde
Im Deutschland funktionieren selbst Bankautomaten nach patriarchalischen Prinzipien. Ich beginne zu verstehen, warum sie standardmäßig eine Hausfrauenmischung ausspucken. Denn seit gestern laufe ich mit einem Hunderter und etwa 2,80 Euro Kleingeld durch die Gegend.
Auf der Closing-Party eines queeren Tanzfestivals: keine Kartenzahlung möglich. Der Barmann empfiehlt mir den Späti um die Ecke, dort könne ich den Schein wechseln. Meine Begleitung greift ein. Während des Zahlvorgangs realisiere ich, dass meine Münzen für ein Bierchen gereicht hätten. (Ohne Pfand.) Mein/e Bekannte/r winkt ab. Wir gehen tanzen.
Am nächsten Tag treffe ich mich mit einem befreundeten Paar aus Wien. Sein Hotel liegt in einer absolut charakterlosen Touri-Gegend. Irish Pub oder Cocktaillounge? Aus zwei Übeln wird es das letztere.
Türsteher, Garderobe. Eine eiskalte Fahrt im Außenaufzug. Ein Blick auf die Getränkekarte verspricht, dass ich meinen Hunderter problemlos werde anbrechen können. Doch meine Freunde bestehen darauf, mich einzuladen. Es werden dann doch zwei Runden. Für drei ‚Fluchtachterl‘ haben die gastfreundlichen Wiener jedoch zu wenig Bargeld. „Darf’s vielleicht noch etwas gehobener sein?“, schlägt das Kartenlesegerät eine Lösung vor. Gemeint ist der Preis, nicht der in einem Glas servierte Moscow Mule.
Neben uns scannen drei aufgetakelte, schwarzhaarige Mädchen die Getränkekarte. Sie haben wohl die Preise unter- und die Spendierlaune der Berliner Pumper überschätzt? „Also wenn man hier nicht mit Karte zahlen kann“, posaunt eine … in der Sprache meiner skandinavischen (Hightech-)Heimat. „Kartenzahlung ab 20 Euro“, informiere ich sie. Und hinterlasse drei bestürzte Gesichter.
Unten in der Ferne flitzt eine beleuchtete Bahn – wie ein Tausendfüßler im gleichnamigen Computerspiel aus den Achtzigern. Emmi K.
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