piwik no script img

Jahresrückblick von Jan-Paul Koopmann

Hgich.T sind noch am Leben. Einfach wunderschön ist ihr diesjähriges Hitvideo „Aragorn“: Auf düster-treibenden Beats und in gestammelten Versen wird „Der Herr der Ringe“ zugleich verarscht, gefeiert und ihm ganz ohne Witz noch künstlerischer Mehrwitz abgetrotzt. Außerdem spielt Dietrich Kuhlbrodt nicht Gandalf, sondern er ist es.

Völlig daneben war die Uraufführung von „Die Kinder der toten Stadt“. Das „Holocaust-Musical“ will schwülstig und verkitscht der Ermordeten von KZ Theresienstadt gedenken. Enttäuschend war daran die Hartnäckigkeit, mit der man sämtliche Debatten zur Aufarbeitung des NS ignoriert hatte. Dass damit nun durch Schulen getourt wird, ist hingegen: ein echter Alptraum.

Klar bringen Buchverlage nicht das Beste, sondern das Erfolgversprechendste heraus. Die Romane von Phil Mira musste er oder sie darum im Selbstverlag publizieren. Und die sind wirklich herausragend, auch weil mir völlig schleierhaft ist, wie man das Denken und Fühlen akademisch-komplizierter Menschen so scheinbar leichtfüßig aufs Papier bringt.

Jan-Paul Koopmann ist Redakteur der taz in Bremen und schreibt über Kultur und ihre Folgen (Politik).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen