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berliner szenenIn Tegel gelandet, endlich

„Ist das dort etwa schon der Alexanderplatz?“, frage ich meine Sitznachbarin, um sie noch ein letztes Mal abzulenken. „Ja, ich kann den Fernsehturm sehen. Wir haben es geschafft, wir sind am Leben“, sagt sie und lacht nervös auf. „Fast geschafft!“, rutscht es mir heraus, denn wir haben den Flughafen Tegel noch nicht ganz erreicht. „Aber es ist nicht mehr lange.“

„Guck mal: Da sind der Potsdamer Platz und das Sony Center.“ Sie schweigt, dann schweige ich auch. Wir schauen weiter durch das ovale Fenster. Das Licht wird ausgeschaltet.

„Cabin-Crew prepare for landing“, kündigt die Kapitänin an. Die Lichter der Stadt bilden in meinen Augen ein riesiges erleuchtetes Spinnennetz – der Tegeler See ein dunkler Fleck darin, doch das sage ich besser nicht. Und dann sind wir endlich am Boden, stehen. Meine Sitznachbarin lächelt mich erleichtert an. Ich hätte Lust zu klatschen, aber niemand sonst macht es.

Mit den ersten Turbulenzen hatte sie intuitiv nach meiner Hand gesucht und ich sie ihr gegeben, dann haben wir beide gelacht. Ich hatte schon beim Starten gespürt, dass sie Angst hat, ich kenne das noch zu gut von früher. Wir unterhalten uns. Wir erzählen uns Geschichten. Wir entdecken Gemeinsamkeiten, und wenn das Flugzeug sich bewegt, wiederhole ich alles, was sie mir gesagt hat, um uns beide zu beruhigen. Auch wenn die Sätze erst jetzt, wo ich sie nicht mehr brauche, einen Sinn für mich ergeben.

Das Wetter ist heute so dermmaßen schlecht, dass ich vielleicht selbst in Panik geraten würde, wenn ich sie nicht trösten müsste. „Immerhin kannst du schlafen. Als ich Flugangst hatte, war ich wie gelähmt“, sage ich, während wir warten, dass die Flugzeugtüren geöffnet werden. „Ich habe keine ­Flug­angst. Es ist nur heute wegen des Windes“, sagt sie. „Ah. Okay“, sage ich.

Luciana Ferrando

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