das medienhaus
an der friedrichstraße
:

boulevard der besten
: Eren Paydaş

Foto: privat

Wenn sie öfter in der taz Kantine zu Gast sind, haben Sie ihn schon einmal gesehen: Eren Paydaş, 34 Jahre, isst dort jeden Tag, und immer ist es ein Caesars Salad. Er trägt oft bunte Hosen und ebensolche Fingernägel. Er kommt aus der Türkei und gehört zu den Menschen, die hierzulande oft mit dem Satz „Sie sehen aber gar nicht so aus“ genervt werden. Seit Juli arbeitet er bei dertaz gazete und ist sofort unverzichtbarer Teil des Teams geworden.

2016 unterzeichnete Eren Paydaş eine Petition gegen die staatliche Gewalt in den kurdischen Städten im Osten der Türkei – woraufhin der wissenschaftliche Mitarbeiter an der juristischen Fakultät der Marmara-Universität in Istanbul gefeuert wurde. Sein Glück: Er bekam ein Stipendium, um seine Promotion (Thema: „A comparison of constitutional preambles with creation myths“) in Deutschland abzuschließen. In Berlin hat er zunächst so ziemlich alles gemacht, außer seine Dissertation abzuschließen: in einem Burgerladen gearbeitet, in einer Band gespielt, Solidaritätsaktionen organisiert – und bei Reporter ohne Grenzen ein Training für digitale Sicherheit absolviert.

Genau diese Qualifikation brachte ihn zur taz gazete: Eigentlich sollte Eren Paydaş uns in puncto digitale Sicherheit auf den neuesten Stand bringen. Nicht dass er sich darum nicht gekümmert hat, aber wir haben bemerkt, dass sein juristischer Hintergrund beim Redigat der Texte, die wir aus der Türkei bekommen, höchst nützlich ist. Immer, wenn im kurdischen Osten eine Bürgermeisterin ab- und ein kommissarischer Zwangsverwalter eingesetzt wird, jedes Mal, wenn eine Journalistin festgenommen wird, fragen wir seine juristische Fachexpertise ab. Darüber hinaus hat sein kritischer Blick vielen unserer Texte gutgetan.

Er ist gerne bei der taz. Und sagt: „Es war immer mein Wunsch, mein Leben mit Journalismus zu verbringen – um zu verstehen, um zu schreiben. taz gazete hat mir die perfekte Chance hierfür gegeben.“ Eren zeigt uns, dass man nicht Journalistik studieren muss, um Journalist zu werden. Er hat ein anderes Leben hinter sich gelassen und wird vermutlich den Rest seines Lebens in irgendwelchen Redaktionen verbringen. Aktuell sitzt er allerdings im T-Shirt in einem Athener Café und schreibt seine Doktorarbeit zu Ende – wirklich.

Ali ÇelikkanAus dem Türkischen von Oliver Kontny