was tun in hamburg?
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Fertig gemacht fürs diskursive Freischwimmen: Pauline Payen (35) setzt Brigitta Schirdewahn (75) eine Schwimmbrille auf Foto: Imke Lass

Di, 3. 12., 18 Uhr, Institut für die Geschichte der deutschen Juden

Literarisches Weihnukka

Schon Theodor Herzl, der Vater des politischen Zionismus, hat es gefeiert. Im „Weihnukka“-Fest finden seit mehr als 100 Jahren das christliche Weihnachten und das jüdische Lichterfest Chanukka zusammen: Lebkuchen treffen auf Latkes, neben dem achtarmigen Leuchter hängen Davidsterne im Tannenbaum.

Am Dienstag finden beide Feste im Hamburger Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ) literarisch zusammen. Im Mittelpunkt des Abends stehen Bücher mit jüdischen Themen von Belletristik bis Sachliteratur, empfohlen und vorgestellt von Mitarbeiter*innen des IGdJ. Außerdem liest dieses Jahr Dana von Suffrin aus ihrem Roman „Otto“ (KiWi 2019, 240 S., 20 Euro), in dem ein starrköpfiger jüdischer Familienpa­triarch zum Pflegefall wird. Für ihr Debüt hat von Suffrin dieses Jahr beim Harbour-Front-Literaturfestival den Klaus-Michael-Kühne-Preis für das beste Debüt bekommen.

Mo, 2. 12., 18 Uhr, Geschichtsort Stadthaus

Lager im Dorf

„Das Lager im Dorf lassen“ (Dölling und Galitz, 160 S., 10 Euro) heißt das 2014 erschienene Buch, für das die Neuengammer Kulturwissenschaftlerin Gesa Trojan ihre Nachbarn gefragt hat, wie sie sich an das Konzentrationslager im Dorf an der Elbe erinnern – „ambivalent“, lautet Trojans Befund. „Merkwürdig floskelhaft“ hätten die Befragten sich über ihre Erlebnisse geäußert, sagte sie damals der taz, „als fürchteten sie, etwas politisch Inkorrektes zu sagen.“ Bis heute sei das Lager im Dorf kein Teil der lokalen Identität. Am Montag berichtet Trojan im Begleitprogramm zur Ausstellung „Einige waren Nachbarn“ des United States Holocaust Memorial Museum, die noch bis zum 12. Januar 2020 in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zu sehen ist.

Sa, 30. 1., 15 Uhr, Kampnagel, Eintritt frei

Jenseits der Datenspuren

In nur fünf Schritten die eigene Online-Datenspur wenn schon nicht vollkommen zu verwischen, dann zumindest „zu schmälern“: Das verspricht Safa Ghnaim von der NGO Tactical Tech im englischsprachige Workshop „Data 101 & Your data detox“ des derzeitigen Digifem-Schwerpunktes auf Kampnagel. Vorher gibt’s die Grundlagen als Input: Welche Rolle spielen Privatunternehmen, die gegen Honorar Daten recherchieren, und was folgt daraus an datenschutzrechtlichen Bedenken? Ach so: Smartphone natürlich nicht vergessen!

Sa, 30. 11., 20.15 Uhr, und So, 1. 12., 18 Uhr, Lichthof-Theater

Jenseits von Effizienz

Alte Körper werden in der kapitalistischen Gesellschaft vor allem über ihre Mängel und Defizite definiert. Davon geht Antje Velsinger in ihrer multimedialen Zweipersonen-Choreografie „Dreams in a cloudy space“ aus, mit der die Hamburger Choreografin ihre Trilogie „Bodies of capitalism“ fortsetzt. Aufbauend auf Interviews, einer Bewegungsrecherche und einem Videodreh in verschiedenen Altenheimen und Seniorentreffs in Hamburg und Köln unterziehen eine 35-jährige und eine 75-jährige Tänzerin die Defizit-Perspektive einer dialogischen Überprüfung und fragen: Wie können wir über körperlichen Qualitäten jenseits von Effizienz sprechen? Im März 2021 soll die Trilogie dann mit „Perform“ zum Abschluss den Fokus auf weibliche Körper im Leistungssport legen, um alternative Perspektiven auf das Phänomen Leistungsfähigkeit zu entwickeln. (matt)