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Archiv-Artikel

KURZKRITIK: JAN ZIER ÜBER MOSELWEINVERKOSTUNG IM RATSKELLER Konsumentenfreundlich

Bremer genießen im Allgemeinen einen guten Ruf, zumindest an der Mosel, und wenn es um Weinverkostung geht. Sie seien keine „Schnutendunker“, wie man in der Branche so sagt, wüssten also Qualität durchaus zu schätzen.

Aber hier, im Ratskeller, waren am Freitag ja ohnehin nur Spitzenwinzer von der Mosel zu Gast, mit Rieslingen ausschließlich von 2011 – der aktuelle Jahrgang ist ja noch nicht mal gelesen. Und auch bei 2011er-Verköstigunen geht’s vor allem ums Potenzial – fünf Jahre darf der Moselaner gerne liegen.

Mehr als einer der Winzer aus dem altehrwürdigen „Bernkasteler Ring“ hat sich in der einschlägigen Journaille und bei diversen Wettbewerben sehr hervorgetan. Trotzdem, wird erklärt, sind derartige Werberundreisen wie die Bremer Präsentation mit ihren 70 Weinen unverzichtbar, um als Winzer was zu werden: „Qualität alleine setzt sich schon lange nicht mehr durch“, so geht die Klage.

Bio-Weine sucht man hier fast vergebens. Das liege am Anbaugebiet mit seinen extrem steilen, oft parzellierten Hängen, sagt einer der Winzer: „Geben Sie uns noch zehn Jahre!“ Ansonsten ist der 2011er vor allem „konsumentfreundlicher“ als etwa der 2010er, so der Ratskeller-Chef – soll heißen: weniger Alkohol, weniger Säure. Aber auch: mehr Menge. Und stabile Preise. Schwache Jahrgänge, wie einst in den Siebzigern, die gibt es schon lange nicht mehr. Dafür eine immer frühere Ernte – der Erderwärmung sei Dank.

Unsere Empfehlungen: 2011er „Wehlener Sonnenuhr“, Riesling Kabinett Trocken, vom Weingut Kerpen, 0,7 l zu 7,80 Euro, ausgewogener Wein für jeden Tag

2011er „Erdener Treppchen“, Riesling Spätlese trocken, vom Weingut Schmitges, 0,7 l zu 13,50 Euro – ein Wein „für wenn gut“