SPORTPLATZ
: Sturz in die Kraterlandschaft

BMX Die 40 weltbesten Fahrer traten im Mellowpark gegeneinander an

Der Mellowpark in Oberschöneweide sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Doch was wie eine unbefahrbare Mondkraterlandschaft wirkt, ist eine nagelneue Rennstrecke für die internationale BMX-Elite. Die traf sich am Freitagabend auf dem Areal gegenüber dem Union-Stadion, um den neuen BMX Supercross Parcours beim „R. Evolution Race“ zu eröffnen.

Für den staunenden Zuschauer sah es ein wenig wahnsinnig aus, wie sich jeweils acht Fahrer gemeinsam den zehn Meter hohen Startturm runterstürzten, um dann die restlichen 450 Meter Kraterlandschaft – übrigens meist, ohne in die Pedale zu treten – mehr zu überfliegen denn zu durchfahren. Was die BMX-Profis mit ihren Minirädern anstellten, hatte mit jugendlichem Rumgehopse auf Erdrampen im Wald nicht viel zu tun.

Insgesamt 9.000 Kubikmeter Lehm und 100 Tonnen Asphalt hatte Parcoursbauer Tom Ritzenthaler zu einem furchteinflößenden Ensemble aus steilen Rampen, Hügelketten und Steilkurven choreografiert. Der US-Amerikaner zeichnete sich bereits für die BMX-Olympiastrecke in London verantwortlich. Der Mellowpark-Parcours, sagte er im Vorfeld, sei die „mit Sicherheit schwerste Supercross-Strecke, die es aktuell gibt.“

Im Prinzip Supercross

BMX steht für Bicycle Motorcross. Beim Freestyle geht es um Tricks und Sprünge, beim Supercross fahren acht Fahrer auf einem Hindernisparcours um die Wette. Im Mellowpark, dem Berliner Zentrum für Skateboard- und BMX-Sport, handelt es sich im Prinzip um Supercross. Im Prinzip, weil der Sponsor beide Disziplinen vermischte. Jeweils drei Runden fuhren die Fahrer im Achtelfinale gegeneinander, für die Platzierungen gab es Punkte. Die 32 Punktbesten trafen in den vier Viertelfinals aufeinander, die jeweils vier Zeitschnellsten sahen sich im Halbfinale wieder. Acht Fahrer blieben übrig für das Finale. Aber wer zwischendrin besonders schöne Sprünge und Salti – auf BMXisch: Back Flip – hinkriegte, bekam von der vierköpfigen Jury ein paar Extrapunkte verliehen und konnte sich Hoffnungen auf die Freestyle-Sonderwertung machen.

Das Starterfeld war erlesen: Die ersten 40 der Weltrangliste waren gekommen. Unter den 48 Startern war auch der Dritte der Olympischen Spiele in London: der Kolumbianer Carlos Oquendo. Das Publikum fieberte aber vor allem mit dem Schwaben Luis Bretthauer, Platz 20. der Weltrangliste. Er flog, wie schon bei Olympia, im Viertelfinale raus. An einem Hügel holte ihn die Schwerkraft wieder ein und er blieb einfach auf der Kuppe stehen – auf BMXisch: Er hatte einen Hang-up.

Das Finale vor 5.000 Zuschauern auf der ausverkauften Tribüne machten dann zwei US-Amerikaner und ein Niederländer unter sich aus. Twan van Gendt gewann vor Corben Sharrah und Mike Day. Der Australier Darryn Goodwin stürzte als Letzter ins Ziel, tat das aber immerhin, wie schon öfter an diesem Abend, mit einem spektakulären Salto und bekam am Ende den Sonderpreis in der Freestyle-Wertung.

In den nächsten Tagen soll die Strecke ein klein wenig vereinfacht werden, damit auch Nichtprofis ihren Spaß drauf haben können. Mit einem herkömmlichen Hollandrad ist der Startturm allerdings weiterhin nicht zu empfehlen. ANNA KLÖPPER