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Der Rassismus soll von politischen Krisen ablenken

In Myanmar sind die meisten Opfer von Rassismus chinesischer oder indischer Abstammung oder muslimischen Glaubens

Kyaw Soe,

34, ist Mitgründer und Redakteur der Mawlamyine Daily Online News im Osten von Myanmar.

Von Kyaw Soe

In Myanmars Geschichte ist es immer dann zu größeren rassistischen Konflikten zwischen den Bevölkerungsgruppen gekommen, wenn es politische oder ökonomische Krisen gab. Doch die rassistischen Konflikte entstanden nicht von selbst. Sie wurden vielmehr von politischen, religiösen und ethnischen Machthabern bewusst geschürt, da sie sich davon Vorteile versprachen. Seit einiger Zeit sind zunehmend Birmesen chinesischer Abstammung, sogenannte Tayoke oder auch Sino-Birmesen, von Diskriminierung betroffen. Viele in Myanmar glauben, dass Chinesen den Handel und die Geschäftswelt im Land dominieren.

Nachdem Myanmar 1948 die Unabhängigkeit von der britischen Herrschaft erlangte, gab es 1967 eine Reihe antichinesischer Aufstände, besonders in größeren Städten. Dabei wurden Geschäfte von birmesischen Chinesen zerstört und viele Sino-Birmesen getötet. Der Aufstand geschah während der sozialistischen Militärdiktatur von Ne Win. Nachdem viel Privateigentum verstaatlicht worden war, war Myanmar mit einer großen Wirtschaftskrise konfrontiert. Viele Menschen hungerten. Die Bevölkerung war unzufrieden mit der Diktatur. Doch wegen der antichinesischen Aufstände geriet diese Unzufriedenheit zeitweise in den Hintergrund.

Rassismus gegenüber Minderheiten zeigt sich in Myanmar stark durch die Verbreitung von Hassreden, besonders in den sogenannten sozialen Medien. Die meisten Opfer sind chinesischer oder indischer Abstammung oder muslimischen Glaubens. In manchen Kreisen ist offener Rassismus zur Norm geworden. Er wird dort kaum oder gar nicht mehr kritisiert.

Diskriminierung wird gezielt eingesetzt von Menschen, die politisch, sozial oder ökonomisch von einem Konflikt profitieren könnten. Zugleich lenkt dies von anderen politischen Krisen ab – von Bürgerkriegen, der brutalen Verfolgung der Rohingya oder auch den möglichen Gefahren chinesischer Investitionen. Es ist wichtig, sich dieser Strategien bewusst zu sein und zu erkennen, warum gezielt versucht wird, rassistische Konflikte zu schüren.

Die Verfolgung der Rohingya ist nach wie vor ein drängendes Problem unserer Gesellschaft. Mit Blick auf die Zukunft müssen wir uns fragen: Wie können wir Minderheiten davor schützen, Opfer von Rassismus zu werden, wenn die Regierung von Krisen ablenken will?

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