: Volkskundler Steinmeier
Bundespräsident verheddert sich in Grammatik
Nur ungern widersprechen wir unserem obersten Volksvertreter Frank-Walter Steinmeier. Wobei wir uns gerade fragen, ob der Bundespräsident überhaupt ein Volksvertreter ist, wird er doch von der Bundesversammlung gewählt und nicht direkt vom Volk. Vielleicht kennt sich Steinmeier deshalb nicht besonders gut mit dem Volk aus oder zumindest mit seiner grammatikalischen Ausformung: „In einer Demokratie gibt es das Volk nur im Plural“, sagte Steinmeier gestern bei einem Festakt in Leipzig. So mehrdeutig kommt er uns nicht davon, der Steini! Denn wenn „Volk“ Plural ist, was ist dann der Singular? „Volker“? Und was wird aus dem Plural „Völker“? Wird der künftig gestrichen? Nein, das Wort „Volk“ ist kein Pluraletantum, wie wir alten Linguisten es nennen, wenn etwas nur als Pluralwort existiert – wie zum Beispiel das Wort „Kosten“. Aber wir wollen mal nicht päpstlicher sein als der olle Papst. Der gute Steinmeier – oder besser: sein Redenschreiber wollte uns Volksfreunden das „Volk“ metaphorisch näher bringen. Volk, das sind viele, und niemand kann für das „selbsternannte wahre Volk“ sprechen. Außer uns, der Wahrheit selbstverständlich, die das nur zu gut kann und hiermit den alten Spontispruch wiederaufleben lässt: „Alle Macht dem Volker“!
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