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Archiv-Artikel

Teile und streite

Es knirscht im Carsharing-Geschäft: Die DB Rent hat zum Ende des Jahres bundesweit die Kooperationsverträge gekündigt – auch mit dem Berliner Partner StattAuto CarSharing AG. Der will notfalls auch alleine weiter teilen

Die Brüder Petersen hatten 1987 im Neuköllner Rollberg-Viertel eine geniale Idee: Sie teilten sich ein Auto. Das war billig und umweltschonend. Aus dieser kleinen Selbsthilfeeinrichtung entwickelte sich bald eine eigene Firma: StattAuto Berlin.

Heute nennt sich das Autoteilen „Carsharing“. Bundesweit gibt es 85.000 Teilzeitfahrer. Carsharing ist aber nicht nur umweltschonend, sondern gilt unter Experten als zukunftsweisendes Modell. Das hat neben StattAuto auch die Deutsche Bahn erkannt: Sie sprang 2001 auf den Carsharing-Zug auf und gründete DB Rent. Dabei stützt sie sich auf die vorhandenen Strukturen der rund 100 regionalen Carsharing-Anbieter und vernetzt diese in Form von Franchiseverträgen. Über das Internetangebot oder das Callcenter der Bahntochter lassen sich so in Berlin auch Fahrzeuge von StattAuto buchen. Rund 8.000 BerlinerInnen nutzen nach Firmenangaben das DB-Carsharing; in dieser Zahl sind laut StattAuto 4.700 ihrer Kunden enthalten.

Momentan knirscht es gewaltig im deutschen Carsharing. Denn DB Rent hat zum 31. Dezember dieses Jahres bundesweit alle Franchiseverträge gekündigt. Betroffen ist auch StattAuto. Auf einer Pressekonferenz der Bahn gestern sagte Rolf Lübke, Geschäftsführer von DB Rent: „StattAuto kränkelt. Wir sehen Anzeichen dafür, dass sie Autos abbauen wollen. In diese Lücke werden wir stoßen.“ Deswegen plane das Unternehmen, seine eigene Flotte um 50 Wagen auszubauen. In Zukunft sollten den Kunden in Berlin 300 Fahrzeuge zur Verfügung stehen. In dieser Zählung sind die 110 Wagen von StattAuto enthalten.

Derzeit führe man noch Verhandlungen mit dem Berliner Carsharing-Anbieter; eine Neuauflage der Kooperation sei prinzipiell möglich, deutete Lübke gestern an. Gleichzeitig sei die DB Rent aber auf der Suche nach neuen Partnern in Berlin. Als Beispiele nannte er die Bundeswehr. Deren Firmenwagen sollen ab Oktober abends und am Wochenende von den Kunden genutzt werden können. Dabei handle es sich um 30 bis 40 zusätzliche Autos, so Lübke.

StattAuto reagierte empört auf die Vorwürfe von DB Rent. Die Firma dementierte den Abbau von Wagen. „Tatsächlich sehen wir vor, die Carsharing-Stationen in Berlin zu verdoppeln“, sagte Vorstandsmitglied Birger Holm. „Die Pläne sind fertig und wir sind im Gespräch mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.“ Zwar wurden Carsharing-Autos zum Herbst und Winter abgebaut. Das sei aber normal. Grund sei laut Holm, dass zu dieser Jahreszeit pinzipiell weniger Auto gefahren wird. „Herr Lübke sollte sich mit negativen Kommentierungen zurückhalten – gerade in Zeiten, in denen neu verhandelt wird.“

Diese Verhandlungen dürften allerdings nicht einfach werden: Zwar sei die Zusammenarbeit insgesamt „gut“ gewesen, so Vorstandsmitglied Holm. Er nannte aber auch „kleinere Probleme“, über die gesprochen werden müsse, ohne konkret zu werden. Scheitern die Verhandlungen, dann will StattAuto auch ohne den großen Partner weitermachen, so Holm.

ALEXANDRA MÜLLER