: Kardinal ganz selig
Das Medienzentrum des Weltjugendtages ist eröffnet. Aber die Pressearbeit war schon vorher erfolgreich
KÖLN taz ■ Der Kardinal ist sichtlich gut gelaunt. 6.577 Medienvertreter haben sich bislang zum Weltjugendtag anmeldet. „Wenn das mal keine Schlagzeile wert ist“, ruft Joachim Meisner aus. Der Kölner Erzbischof ist persönlich erschienen, um das Pressezentrum für den Weltjugendtag in den Hallen der Kölnmesse einzuweihen. „Segne dieses Pressezentrum“, betet er und bespritzt die anwesenden Journalisten mit Weihwasser. „Amen“, antworten einige, die offenbar katholisch sind. Dann gibt Meisner noch allen mit auf den Weg, was er von den Medien erwartet: Die „Freude des Glaubens“ sollen sie in die ganze Welt hinaustragen.
Die katholische Kirche hat die Bedeutung der Medien für ihre Mission längst erkannt. Tägliche Pressekonferenzen, Plakate, TV-Spots, zum Start am 16. August eine neu gestaltete Homepage – die Veranstalter ziehen alle Register, um den Weltjugendtag und damit die von Meisner herbeigesehnte „Neuevangelisierung Europas“ zu promoten. Als so genannter Host Broadcaster schickt der WDR Live-Bilder und -Töne in die ganze Welt. In der ARD werden zum Beispiel die Rhein-Fahrt des Papstes, sein Synagogen-Besuch und natürlich der Abschlussgottesdienst zu sehen sein. WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn moderiert, ständiger Studiogast ist der Leiter des deutschen Programms von Radio Vatikan, Pater Eberhard von Gemmingen – kein Unparteiischer also.
Vor Ort, in Köln, stimmen die Medien die Bevölkerung seit Wochen mit prominenten Beiträgen auf das Großereignis ein. Nicht für sich oder seine Kirche, sondern: „Für die Kölner ist Benedikt XVI. vier Tage auf Achse“, titelte der Express schon am 21. Juli. „Warum wir Benedikt so lieben“, erfuhren die Leser des Boulevardblattes fünf Tage später. Inzwischen geht es täglich zur Sache. „Papamobil schon da“, verkündete der Express am 6. August. Zwei Tage später wurde Köln mal wieder zum „deutschen Rom“ erklärt. „Der erste Pilger ist da“, hieß es am 10. August. Und dann war da natürlich noch die News überhaupt: „Papst erlässt Sündern die Buße“.
Täglich in allen lokalen Medien zu finden sind außerdem zahlreiche kleine Berichte, die sich hauptsächlich um die Vorbereitungen drehen: Welche Sicherheitsmaßnahmen werden getroffen, wo kommt es zu Straßensperrungen, wie kann man einen Pilger bei sich aufnehmen? Das Weltjugendtagsbüro bemüht sich nach Kräften, die Medien mit solchen Themen zu füttern. Da stellt dann Kardinal Meisner die Bischofsmützen der Kardinäle und Bischöfe vor, die die örtliche Kreissparkasse gesponsert hat. Oder die Presse wird zu einem Ortstermin ins Kloster Vinnenberg in der Diözese Münster eingeladen. Dort backen Jugendliche tausende von Hostien. Solche Angebote nimmt die örtliche Presse gerne an.
Die Bemühungen zahlen sich aus. Beim Weltjugendtag in Toronto seien 8.000 Artikel gezählt worden, sagt WJT-Pressesprecher Matthias Kopp. Das habe der Kölner Weltjugendtag mit 12.000 Artikeln schon jetzt übertroffen. Grund genug für Kardinal Meisner, sich bei den lokalen Medien für die Berichterstattung gesondert zu bedanken. Dirk Eckert