: Verschlungene Zweibeiner
Hungrige Dinos und Riesenameisen mit -appetit: Die Filmreihe „Sie kommen, um uns zu fressen“ im Hamburger B-Movie
Von Wilfried Hippen
Die Programmmacher*innen des B-Movie in Hamburg-St. Pauli sind für ihren Einfallsreichtum bekannt. Das ganze Jahr über laufen dort Filmreihen zu den unterschiedlichsten Themen – oft so speziell, dass sie nur in solchem (kleinen) Rahmen überhaupt mal gezeigt werden. Blockbuster oder Genrestoff aus Hollywood sind dort also eher selten.
Aber auch kein Tabu: Aus seiner Sommerpause kehrt das B-Movie nun mit einer kleinen Reihe um menschenfressende Flora und Fauna zurück. Wer auch das speziell findet: Dem Unterhaltungskino ist dazu ziemlich viel eingefallen über die Jahrzehnte – und es gibt ein Bild, das sogar zu den Popcornkino-Ikonen der 1990er-Jahre zählt: Das riesige Maul eines Dinosauriers öffnet sich, schnappt sich einen Menschen und verschlingt ihn blitzschnell.
Ja, die Rede ist von einem der sehr effektiv ausgeführten Schreckensmomente in Steven Spielbergs „Jurassic Park“ (5. + 22. September) der die Reihe eröffnet – und das, so wie alle anderen Filme im Programm, in der Originalfassung ohne Untertitel.
Wo keine Dinos, sind es halt riesige Ameisen, die unbedingt Menschen fressen wollen. Denn das Genre des Science-Fiction-Horrorfilms wurde ja nicht etwa durch Ridley Scotts „Alien“ (1979) begründet. Schon in den 1950er-Jahren bevölkerten eine ganze Reihe von Filmen diverse Monster, die mal aus dem All kamen, mal in Folge von Atomtests mutierten; für den Theoretiker (und taz-Kolumnisten) Georg Seeßlen gab das Subgenre „den allgemeinen und den besonderen Ängsten der Zeit einen Ausdruck“ – und zu den spannendsten Beispielen zählte 1954 „Them!“ (7. + 22. September) – deutschen Kinogänger*innen und Filmfans besser unter dem Titel „Formicula“ bekannt. Dass sie heute naiv wirken, tut der Schönheit der Filmtricks keinen Abbruch.
Eine Parodie auf das Genre war 1960 dann Roger Cormans „Little Shop of Horrors“, den das B-Movie nun nicht zeigt, dafür das 1986er-Remake von Frank Oz (8. + 21. September). Immerhin: Hier hat die riesige Topfpflanze, die all jene auffrisst, die dem netten Ladengehilfen Seymour Krelborn (Rick Moranis)etwas Böses wollen, die bemerkenswerte Stimme von Levi Stubbs, jr,, Sänger der Soulband „Four Tops“.
Bis heute freilich verschwinden auf der Leinwand – oder gleich dem heimischen Bildschirm – Menschen in den Schlünden von Monstern. In John Turteltaubs „The Meg“ waren es 2018 mal wieder urweltliche Raubfische, die eine wissenschaftliche Expedition in den Marianengraben langsam dezimieren. Nicht nur das Plakat mit dem weit aufgerissenen Maul des aus der Tiefe angreifenden Tiers erinnerte an Steven Spielbergs „Jaws“ – und wie zum direkten Vergleich wird dieser in Deutschland als „Der weiße Hai“ bekannte Klassiker auch gezeigt (12. + 21. September).
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